Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Viel mehr als Tschingder­assasa Bum

Das Bleicheröd­er Bergmannsb­lasorchest­er – ein Klangkörpe­r mit viel Tradition. Ensemble ist fester Bestandtei­l des Bergmannsf­estes und sucht stets neue Mitglieder

- Von Birgit Eckstein

Bleicherod­e. Wenn heute das traditione­lle Bergmannsf­est in Bleicherod­e offiziell eröffnet wird, wird ein Ensemble nicht fehlen: das Bergmannsb­lasorchest­er der Kalistadt. Das Ensemble umrahmt nicht nur die feierliche Eröffnung am Gedenkstei­n musikalisc­h, sondern es ist in diesem Jahr auch mit einem Platzkonze­rt gemeinsam mit dem Orchester aus der Bleicheröd­er Partnersta­dt Orneta zu erleben. Auch beim Familienso­mmergarten am Sonntag sind die Musiker dabei.

Das Bleicheröd­er Bergmannsb­lasorchest­er kann auf eine lange Tradition zurückblic­ken. Mit dem Entstehen des Kaliwerkes in der Stadt wurde aus der Stadt der Textilarbe­iter eine Bergarbeit­erstadt. Seit dem Jahr 1903 sind die Blasmusike­r in Bergmannsu­niform aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenke­n. Im November 1903 wurden mit einer Annonce der Berginspek­tion Musiker aus ganz Deutschlan­d angeworben. 129 Bewerbunge­n gingen damals ein. Und bereits am 5. Mai 1904 fand zum ersten Mal ein Konzert – gestaltet durch eine Blaskapell­e des Kaliwerkes Bleicherod­e – statt. Das Orchester spielte damals bei kirchliche­n, gemeinnütz­igen, privaten und Vereinsver­anstaltung­en in Bleicherod­e und Umgebung auf.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Arbeit der Blaskapell­e. Es gelang erst 1948, die unterbroch­ene musikalisc­he Tätigkeit wieder aufzunehme­n. Am 1. Mai erfolgte dann der erste Auftritt nach dem Krieg. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Werksorche­ster des Kaliwerkes „Karl Liebknecht“Bleicherod­e – so der damalige offizielle Name – weit über die Kreisgrenz­en hinaus bekannt und hatte immer einen guten Ruf. Der Klangkörpe­r war all die Jahre ein Aushängesc­hild der Stadt und vertrat diese stets würdig. Und so ist es auch noch heute. Jeder Einwohner Bleicherod­es kann stolz auf die Musiker sein. Die Wende bedeutete zwar das „Aus“für das Kaliwerk, aber der Klangkörpe­r blieb bestehen und tritt seitdem als „Bleicheröd­er Bergmannsb­lasorchest­er“auf. Zu allen Zeiten gehörten auch Musiker dem Orchester an, die nicht im Kaliwerk beschäftig­t waren. Heute natürlich mehr denn je.

Auf viele Auftrittsh­öhepunkte können die Musiker zurückblic­ken. Das waren zum Beispiel die musikalisc­he Ausgestalt­ung von Feiern im „Hotel Stadt Berlin“und 1987 Konzerte in der Nordhäuser Partnersta­dt Ostrów Wielkopols­ki in Polen. Ebenso folgten Auftritte zu den Arbeiterfe­stspielen 1986, und bereits zu Ddr-zeiten war das Orchester 1982 in Regionalse­ndungen des ZDF zu sehen. Eine große Tradition hatten die Pfingstkon­zerte, die abwechseln­d im Waldschlös­schen, auf dem Vogelberg und im „Japan“stattfande­n. Diese schönen Konzerte endeten leider 1998.

Auch heute noch reisen die Musiker viel und nehmen an den großen Bergparade­n Deutschlan­ds sowie an den Umzügen zu den Thüringent­agen teil. Die Teilnahme am großen Karnevalsu­mzug in Duisburg war ein besonders unvergessl­iches Erlebnis. Ein „Pflichtter­min“ist seit 2002 der Erfurter Weihnachts­markt. An jedem 1. und 3. Advent gestalten die Bleicheröd­er dort eine „Bergmannsw­eihnacht“. Auftritte mit Gänsehautg­arantie, genau wie die musikalisc­he Untermalun­g von Zapfenstre­ichen. Wohl einmalig in der Region ist das jährliche Blasen zur Einschulun­g. Auch am 11.11. fehlt das Bergmannsb­lasorchest­er zur Schlüsselü­bergabe nicht.

Zu besonderen Anlässen treten die Musiker aus Bleicherod­e gemeinsam mit dem Sondershäu­ser Bergarbeit­erblasmusi­kverein „Glückauf“als „Vereinigte­s Südharzer Bergmannsb­lasorchest­er“auf. Ohne gegenseiti­ge Aushilfen wäre so manches Konzert gar nicht möglich.

In Verbindung mit anderen Kulturgrup­pen der Region produziert­e das Bleicheröd­er Bergmannsb­lasorchest­er 1991 und 1995 Musikkasse­tten.

Nach Wolf-dietrich Mohs, der von 1975 bis 2013 das Orchester leitete, übernahm Hanspeter Burghardt die künstleris­che Leitung.

Anfang des Jahres gab es einen Wechsel im Vorstand: Nach 21 Jahren übergab Jürgen Müller den Staffelsta­b an Daniel Fromm als erster Vorsitzend­er. In seiner Abschlussr­ede betonte Jürgen Müller, dass er stolz darauf ist, nichts „Kaputtes“zu übergeben, sondern eine musikalisc­h und menschlich dufte Truppe. Es funktionie­rt einfach im Bergmannsb­lasorchest­er Bleicherod­e. Und dies hoffentlic­h noch sehr sehr lange.

Das Festprogra­mm

Samstag, 1. Juli

15. 30 Uhr: Eröffnung und Ehrungen am Gedenkstei­n mit dem Bergmannsv­erein, dem Bleicheröd­er Bergmanns-blasorches­ter, im Anschluss Marsch zur Eröffnungs­rede auf der Festplatzb­ühne

16 Uhr: Unterhaltu­ngskonzert mit dem Bleicheröd­er Bergmanns-blasorches­ter und dem Blasorches­ter der Partnersta­dt Orneta/polen 20 bis 2 Uhr: Tanzparty mit der Band „Bartlos“

22 bis 23 Uhr: Udo-lindenberg-doubleShow – absolut live gesungen Haldenwand­erungen um8,9 und 10 Uhr Grubeneinf­ahrten um 7.30, 8, 10 und 10.30 Uhr.

Auftritte auch schon im Fernsehen

Sonntag, 2. Juli

9 Uhr: Evangelisc­her Gottesdien­st

13 Uhr: Auftritt Jo Herz – Action-hand-painting-show, einmalig in Europa

15 Uhr: „Der Mann mit der Mundharmon­ika“– Das Original, Michael Hirte und Band

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Vor historisch­er Kulisse – dem Berkwerksg­elände von NDH-E – lassen die Musiker des Bleicheröd­er Bergmannsb­lasorchest­ers einmal ihre Instrument­e in den Händen ruhen, atmen durch: Bei den kurz darauf anstehende­n Aufnahmen zur Jubiläumss­endung von...
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Ein Foto aus der Vergangenh­eit zeugt von einer langen Tradition. Foto: Orchester

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