Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Im Spiel der Großen angekommen
Habau zieht den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte an Land. Heringer Unternehmen plant auch deswegen bessere Rahmenbedingungen
Heringen. „Wir wollen in der Champions League spielen und sind auf einem guten Weg, uns dort festzusetzen“, erklärt Jens Stark. Der Geschäftsführer von Habau hat derzeit allen Grund für dieses Selbstbewusstsein, konnte er doch jüngst den größten Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte besiegeln. Den Rohbau einer neuen Papierfabrik im brandenburgischen Spremberg wird das Heringer Unternehmen im kommenden Jahr errichten.
Das Auftragsvolumen für das Unterfangen, das Habau zusammen mit Universalbeton Heringen und Implenia Leipzig angeht, liegt bei insgesamt 43 Millionen Euro. Der Anteil von Habau liege bei gut 21 Millionen Euro, erläutert Stark. Der Startschuss für die Montage soll bereits im Januar fallen. 5000 Fertigteile wird Habau für das Projekt anfertigen. Darunter sind 200 Stützen, die bis zu 28 Meter lang sein und 70 Tonnen auf die Waage bringen werden.
„Wir brauchen solche großen Bauvorhaben, um unsere Ambitionen umzusetzen“, sagt Jens Stark. Beim aktuellen Großauftrag profitiere Habau davon, dass die Papierindustrie aufgrund des wachsenden Internethandels umfangreich in Braunpapier für die Logistik investiere. Das neue Projekt geht Stark zuversichtlich an, habe man doch bei der Dhl-ansiedlung in Leipzig, einem Logistikzentrums eines Möbelhändlers oder der Produktion von Gleistragplatten für die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Erfurt und Halle schon Fachkompetenz bewiesen.
Die Arbeitstage in den Planungsabteilungen seines Unternehmens werden dennoch gera- de mitunter länger, wenngleich noch die Freigabe der Fertigteile durch die Prüfstatiker fehlt. Kommen soll diese jedoch zeitnah. Dann, so freut sich Stark, sei die Vollbeschäftigung seiner Angestellten über die Wintermonate hinweg gesichert, was in der Baubranche nicht üblich sei.
Fakten werden indes schon auf dem Betriebsgelände geschaffen. Neben Mitarbeiterparkplätzen entsteht derzeit eine zweite Werksausfahrt in- klusive Kreisverkehr zur Nordhäuser Straße. „Diese wird den Abtransport der großen Teile erheblich erleichtern“, erklärt Stark. Auch der Anschluss des gesamten Industriegebiets an die zentrale Kläranlage von Heringen wird von Habau mitgetragen. „Unsere alte, eigene Kläranlage entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Wir wollen uns dadurch auch in Umweltbelangen weiterentwickeln“, begrüßt Stark die Kooperation mit dem Abwasserzweckverband Goldene Aue und dem Wasserverband Nordhausen.
Ein weiteres Thema würde Stark lieber heute als morgen wieder auf der politischen Agenda sehen: Eine Ortsumgehung von Windehausen. „Ich kann die Anwohner verstehen, die vom täglichen Lkw-verkehr genervt sind. Zumal dieser durch unseren neuen Auftrag noch zunehmen wird“, sagt der 59-Jährige. Sein Wunsch ist daher ein- deutig: Die kommunalpolitische Diskussion über die Ortsumfahrung soll zumindest wieder auf den Weg gebracht werden. „Natürlich bin ich mir der finanziellen Situation Heringens bewusst“, schränkt Stark gleichzeitig ein.
Gegen Kritik, Habaus LkwVerkehr würde eine öffentliche Straße vor den Werkstoren in Mitleidenschaft ziehen, weist der Geschäftsführer hingegen zurück. „Was vielen nicht klar ist: Die Straße vor dem Gelände ist unser Privateigentum. Und derzeit ist es wichtiger, dass wir auf dem Betriebsgelände investieren“, erklärt Stark. Dazu zähle auch eine Wendeeinrichtung, die für die Vorbereitung des Abtransports der Teile für die Papierfabrik zwingend erforderlich sei. Und dies sei nur ein erster Schritt im Spiel der Großen. „Wir müssen weiter in unsere Produktion investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“