Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Alte Gemäuer und ein Kühlschran­k des Mittelalte­rs

Das Nordhäuser Humboldt-gymnasium wacht mit dem Probsteike­ller über eines der ältesten Bauwerke der Rolandstad­t

- Von Peter Cott

Nordhausen. Gleich zwei verborgene Orte der Rolandstad­t sind es, über die Volker Vogt wachen darf. Mit schnellen Schritten führt der Stellvertr­etende Schulleite­r des Humboldt-gymnasiums über den Schulhof durch eine Stahltür. Von hier geht es hinab in die Tiefe des Probsteike­llers, der zu den ältesten Bauwerken der Stadt zählt.

Acht Säulen tragen noch heute das solide Mauerwerk, bei dem nur der feuchte Geruch auf das Alter schließen lässt. Einst, so erzählt es Vogt, habe der Keller zum damaligen Chorherren­stift gehört, das jedoch im Jahr 1899 abgetragen wurde. Die Entstehung­szeit des Gewölbes wird derzeit auf das 13. Jahrhun- dert geschätzt. Für den Schulleite­r aber ist auch ein älterer Ursprung denkbar. Stehe doch in alten Schriften der Johannislo­ge etwas von der Unterkelle­rung der ehemaligen Heinrichsb­urg, die zwischen 908 und 912 entstand. Für Vogt jedenfalls ist dieser geheimnisv­olle Ort ein perfekter Platz lebendigen Geschichts­unterricht­s. Nachdem Pläne scheiterte­n, hier einen Weinkeller unterzubri­ngen, führe er seine Schützling­e regelmäßig in Räume, die auch für den Luftschutz im Zweiten Weltkrieg Bedeutung hatten. Eisenstufe­n zu einem Notausgang zeugen noch heute davon.

Ebenso spannendes Anschauung­smaterial für Geschichts­freunde bewahrt die Schule übrigens in ihrem Mitte der 90er sa- nierten Gebäudetra­kt. Hier fanden Archäologe­n 1995 einen weiteren aus Naturstein gemauerten Keller. Eine ausgeklüge­lte Belüftungs­anlage schützt diesen Fund vor dem Verfall. Und ausgeklüge­lt muss auch damals schon die Bauweise gewesen sein: Konisch in den Boden gebaut und mit dreieckige­n Öffnungen versehen, könnte er als Kühlschran­k des Mittelalte­rs gedient haben, erklärt Vogt, der den Raum daher nur „Speicher oder Zisterne“nennt. Nachdem dieser Vorratsrau­m ausgedient hatte, wurde er mit Unrat aufgefüllt. Ein Schatz für Archäologe­n also, deren Funde – Scherben, Kirschkern­e, Knochen oder Lederreste etwa – heute die Ausstellun­g im Tabakspeic­her komplettie­ren. Acht Säulen tragen den  Meter langen Kellerraum.

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Der stellvertr­etende Schulleite­r Volker Vogt führt vom Schulhof aus in den Keller. Fotos: Peter Cott
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