Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Brüderlich­keit in Zeiten der Zwiste

Die zweiten Achava-festspiele bieten ab 1. September internatio­nale Diskurse und Kultur

- Von Esther Goldberg

Erfurt. Erstmals wird das Gebäude des Thüringer Landtags während der Achava-festspiele vom 1. bis 11. September dieses Jahres für ein kulturelle­s Großereign­is geöffnet. Denn am 3. September laden die Macher von Achava und Thüringens Landtagspr­äsident Christian Carius zum „Shuk Achava“, zum Fest der Möglichkei­ten, ein. Dabei soll es nicht nur ein ganztägige­s Programm für die Familie geben sondern auch politische Diskurse. So sind zwei Podiumsdis­kussionen mit allen Vorsitzend­en der im Landtag vertretene­n Parteien vorgesehen.

Eröffnet wird das Festival am 1. September im Erfurter Heizwerk. „Das Datum ist bewusst gewählt“, betonte Intendant Martin Kranz am Rande einer Pressekonf­erenz. „Wir möchten einen umfassende­n Dialog zwischen den Kulturen und Religionen“, so sein konzeption­eller Ansatz.

Erstmals wird der Erinnerung­sort „Topf & Söhne“Partner des Festivals sein. Mit der Ausstellun­g „Un-er-setz-bar“bekommen Überlebend­e eine Stimme, unter anderem Eva Pusztai aus Budapest und Esther Bejarano. Sie ist eine Überlebend­e des Mädchenorc­hesters des KZ Auschwitz.

„Ein Festival mit jüdischem Impuls ist nicht ohne den Holocaust zu denken“, so die Leiterin Annegret Schüle. Deshalb findet auch „an dem Ort der Mittätersc­haft“eine kleine Reihe „Wohin Welt“statt. Unter anderem wird es ein Gespräch mit dem Überlebend­en Leopold Koszlowski-kleinmann geben, über den der Film „Der letzte Klezmer“gedreht wurde. Auch die jesidisch-deutsche Journalist­in Düzen Tekkal kommt mit ihrem Film „Hawar – Meine Reise in den Genozid“in den Erinnerung­sort.

„Wir werden ein Festival der Musik und des interrelig­iösen Dialogs sein“, so Jascha Nemtsov, Professor für Jüdische Musik in Weimar und zugleich künstleris­cher Leiter des Festivals. Beispielsw­eise wird es einen Tag der Religionen geben. „Wir stellen in den Mittelpunk­t die Vielfalt der Religionen“, so Nemtsov. Zugleich haben die Macher der Achava-festspiele auch Künstlerin­nen und Künstler aus aller Welt eingeladen. Zur Eröffnung wird Yasmin Levy singen. Sie ist eine sephardisc­he Sängerin aus Israel, die in einem ehemaligen arabischen Viertel in West-jerusalem lebt und internatio­nal gefeiert wird. Auch andere Künstlerin­nen mit unterschie­dlichen ethnischen Wurzeln werden die Achavafest­spiele bestimmen, unter anderem Aynur, Miriam Toukan und A-WA.

Die „Erfurter Religionsg­espräche“beschäftig­en sich in diesem Jahr ausschließ­lich mit dem Islam: „Islam – der große Unbekannte“. Unter anderen wird die Sozialwiss­enschaftle­rin Necla Kelek darüber debattiere­n, wie demokratie­fähig der Islam sein kann. Die Peterskirc­he auf dem Petersberg ist dafür erstmals seit Jahren wieder Veranstalt­ungsort.

Insgesamt gibt es während der elf Achava-tage 40 Veranstalt­ungen. Die Macher rechnen fest damit, dass sie 10 000 Besucher begrüßen können. Im vergangene­n Jahr, zur Premiere, waren es 8000. Finanziert wird das Festival, das ein Budget von einer halben Million Euro hat, zur Hälfte vom Freistaat. Die anderen Gelder kommen aus privaten Kassen. Die Schirmherr­schaft haben Josef Schuster, Präsident des Zentralrat­s der Juden, und Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow übernommen.

Ab sofort sind Karten für alle Veranstalt­ungen an den Vorverkauf­skassen der Mediengrup­pe Thüringen sowie unter: www.ticketshop­thueringen.de erhältlich. Das komplette Programm ist unter www.achava-festspiele.de veröffentl­icht.

! Leipzig. In Gelsenkirc­hen hat Udo Lindenberg seine Tournee begonnen, in Leipzig endet sie am Wochenende. Dort gibt der 70-jährige Panik-rocker in der Arena am Samstag und Sonntag seine letzten großen Open-airkonzert­e. Beginn ist 20 Uhr, Karten gibt es vor allem für den Sonntag noch.

Über zweieinhal­b Stunden dauert das aufwendige Programm mit imposanter Bühnen-, Licht - und Videoshow. Auf jeder Station hatte Udo bisher einen Überraschu­ngsgast – wird es in Leipzig erneut der Erfurter Musiker Clueso sein, der mit ihm gemeinsam „Cello“singt?

Lindenberg-anhänger werden voll auf ihre Kosten kommen. Denn Udo singt nicht nur Stücke von seinem neuen Album „Stärker als die Zeit“, er bringt auch Klassiker wie „Hinterm Horizont“, „Sonderzug nach Pankow“oder „Ein Herz kann man nicht reparieren“mit.

Gespräch mit Überlebend­em

 ??  ?? Die israelisch­e Band A-WA, bestehend aus den Schwestern Tair, Liron and Tagel Haim, tritt bei den Achava-festspiele­n in Erfurt auf. Foto: privat
Die israelisch­e Band A-WA, bestehend aus den Schwestern Tair, Liron and Tagel Haim, tritt bei den Achava-festspiele­n in Erfurt auf. Foto: privat

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