Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Es fehlt eine Generation Lehrer“
Linke-bildungspolitiker appelliert an Regierung Erfurt. Wenn die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit dem Thüringer Lehrerverband gemeinsam auftritt, muss die Lage ernst sein. Sie werden nächste Woche, verstärkt durch Landeseltern- und Landesschülervertretung, ein Sofortprogramm fordern. Weil an den staatlichen Schulen immer mehr Unterricht ausfällt.
Die Lage sei inzwischen so schlecht, beklagen die Lehrerorganisationen, dass Schüler um ihre Abschlüsse und Eltern um die beruflichen Chancen ihrer Kinder bangen.
Torsten Wolf sagt, er kenne die Situation an den Schulen. „Die Regierung steuert mit etlichen Maßnahmen dagegen an“, sagt der Bildungspolitiker der Linken-landtagsfraktion. Aber es reiche nicht. 500 Lehrer wollte die Koalition jedes Jahr neu einstellen. Bald wurde klar, dass es mehr sein müssen, weil Vorgängerregierungen mit Neueinstellungen extrem knauserten. Der Tiefpunkt war 2008 mit lediglich fünf. Gleichzeitig alterte die verbliebene Lehrerschaft. Ihr Durchschnittsalter liegt jenseits der 50. Mehrbelastung führt zu erhöhten Krankheitsausfällen. Dass im Vorjahr 700 junge Lehrer eingestellt wurden und es dieses Jahr 600 sein sollen, findet Wolf gut. Aber er muss konstatieren: „Uns fehlen an den Schulen die routinierten und belastbaren Lehrkräfte zwischen 35 und 50. Praktisch eine ganze Lehrergeneration.“Und noch etwas bemerkte der Abgeordnete. Spät, wie er einräumt: Für den Aufbau der Vertretungsreserve mit 100 Stellen habe das Finanzministerium das Programm „Geld statt Stellen“gestrichen. Damit konnten Schulen Lücken stopfen, indem sie pensionierte Kollegen reaktivierten. 3,5 Millionen Euro standen zur Verfügung. „Das Programm muss wieder her“, sagt Wolf. Und mit mindestens fünf Millionen im Topf, fordert er.