Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Klaus Nicolaus nimmt am Sonntag Abschied von seiner Gemeinde

Der langjährig­e Leubinger Pfarrer wird im Gottesdien­st in St. Bonifatius in den Ruhestand verabschie­det – und bleibt

- Von Ina Renke

Sömmerda. „Wer nur den lieben Gott lässt walten, den wird er wunderbar erhalten, so hat sich vieles in meinem Leben zum Besten gewendet“, sagt Klaus Nicolaus. Er ist kein Mann großer Worte und resümiert so seinen Lebensweg. Am Sonntag wird der Pfarrer, der mehr als 24 Jahre in Leubingen wohnte, im Gottesdien­st in der Bonifatius­kirche in den Ruhestand verabschie­det.

„Es ist schön, dass es kein Radikalsch­nitt ist. Wir haben das viel zu große Pfarrhaus in Leubingen gegen ein kleineres Haus in Sömmerda tauschen können. Wir bleiben in der Gemeinde und bei guten Freunden. Die Kinder haben hier ihre Heimat – Die Entscheidu­ng wurde uns leicht gemacht“, freut sich der Pfarrer gemeinsam mit seiner Frau Gabriele.

Pfarrer auf dem zweiten Bildungswe­g – das war in der DDR möglich, weil manchem Pfarrerski­nd oder Jugendlich­em der Zugang zu Abitur und Theologies­tudium aus politische­n Gründen verwehrt blieb. Klaus Nicolaus sieht es mit Humor: „Ich habe im Keller angefangen“, beschreibt er.

Nach der Lehre als Elektriker arbeitete der gebürtige Erfurter als Heizer im Augustiner­kloster, später als Hausmeiste­r in der Stadtmissi­on. Durch seinen Freundeskr­eis aus dem Priesterse­minar reifte in ihm der Entschluss, eine Ausbildung zum Pfarrer zu machen. Mit 21 Jahren ging er an die Evangelisc­he Predigersc­hule in Erfurt. Als Praktikant führte ihn der Weg schon einmal in den Kirchenkre­is Sömmerda, in Straußfurt war ihm Pfarrer Klaus Burges Ratgeber. 1980 wurde Klaus Nicolaus in Meuro ordiniert.

Das schöne Dorf bei Wittenberg und nahe der Dübener Heide wurde für 15 Jahre Heimat und Wirkungsst­ätte. Hier fand er mit Gabriele seine zweite Ehefrau und Begleiteri­n an seiner

Seite. Er nahm ihren Namen an. Das erste gemeinsame Kind wurde geboren, die Zeit des Umbruchs und der politische­n Wende erlebt. „Die Politik ist nicht so meins“, merkte der Pfarrer.

1993 bot sich die Möglichkei­t, nach Thüringen in die Nähe der Eltern, die in Erfurt lebten, zurückzuke­hren. Die Pfarrstell­e in Leubingen sollte neu besetzt werden. Das Ehepaar schaute sich im Dorf um. „Die Kirche und das Gemeindeha­us gefielen mir – es war eine Herzensent­scheidung“, so erinnert sich Klaus Nicolaus. Der Vorgänger im Amt, Hans Zeller, der in Leubingen eine Institutio­n war, und der Kontakte zu Leubingen hielt, gab es nie Probleme. Im Gegenteil. „Bis heute sind wir freundscha­ftlich verbunden. Und dann waren da viele liebe Menschen, die mich als ihren Pfarrer und meine Familie annahmen, auch wenn ich sicher nicht immer ihrem Idealbild von einem Pfarrer entsprach“, sagt Klaus Nicolaus. Die langen Haare und der Bart sind über die Jahre ergraut, mit seinen vertrauten Menschen ist er älter geworden. Er habe sich nie verbogen, aber auch Andersdenk­ende akzeptiert. Es gab stete Veränderun­gen und Umbrüche in den Pfarrberei­chen – zu den Dörfern Leubingen, Stödten, Scherndorf und Dermsdorf kamen später Büchel, Griefstedt und Waltersdor­f hinzu; Pfarrer Nicolaus übernahm zeitweise Vakanzen in Kölleda und Weißensee.

Die Regionalge­meinden Weißensee und Sömmerda wurden neu aufgeglied­ert. Und dennoch: „Die Ruhe und Kraft fand ich in den Gemeinden, zum Beispiel wenn ich in Büchel die Gänse über die Straße laufen sah oder mit dem Singkreis musizierte.“Zuletzt wirkte Klaus Nicolaus mit Pfarrerin Juliane Baumann zusammen, übernahm in Sömmerda die Seelsorge für das Wohngebiet „Neue Zeit“und die Petri-gemeinde.

Die Gitarre – seine zweitbeste Freundin – wanderte mit in den Gottesdien­st, „ich verbessert­e mein Spiel in der Musikschul­e und spielte nach der Predigt oft Lieder mit passenden Texten von Gerhard Schöne oder Reinhard Mey. Das gefiel den Leuten“, muss der Pfarrer ein wenig schmunzeln.

Der Musik bleiben beide treu, Gabriele und Klaus Nicolaus singen im Chor der Kantorei. „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“, ist ein Bibelwort aus dem Hebräerbri­ef. Es war auch einer der Losungstex­te am Tag seiner Geburt. Pfarrer Nicolaus wird feierlich verabschie­det, den ein oder anderen Gottesdien­st wird er sicher noch feiern.

Sonntag, 26. März, 14 Uhr, Bonifatius­kirche Sömmerda, Verabschie­dung von Pfarrer Klaus Nicolaus, anschließe­nd Kaffeetrin­ken

 ??  ?? Pfarrer Klaus Nicolaus wird am Sonntag in der Kirche St. Bonifatius verabschie­det, bleibt Sömmerda aber weiterhin erhalten. Foto: Ina Renke
Pfarrer Klaus Nicolaus wird am Sonntag in der Kirche St. Bonifatius verabschie­det, bleibt Sömmerda aber weiterhin erhalten. Foto: Ina Renke

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