Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Themenjahr-auftakt in Archiv und Schaudepot

Auch die „Geburtsurk­unde“der Industrie in Sömmerda ist beim Tag der offenen Tür am 2. April zu bestaunen

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Sömmerda. Sömmerda startet mit einem kleinen Archivtag ins Themenjahr. Bis zum 150. Todestag von Nicolaus von Dreyse am 9. Dezember steht die Wirkungsmä­chtigkeit von Leben und Werk von Dreyses im Blickpunkt von Veranstalt­ungen zum Thema „200 Jahre Industrieg­eschichte Sömmerda“.

Den Anfang macht der Tag der offenen Tür im Stadtarchi­v Sömmerda und im Schau-depot am 2. April. Die Einrichtun­gen in der Uhlandstra­ße 28 und der Poststraße 18 gewähren an diesem Tag von 14 bis 17 Uhr Einblicke in die Bestände und die Arbeiten in Archiv und Depot. Zur Schau gestellt werden in den beiden Einrichtun­gen unter anderem Maschinen (zum Teil noch funktionst­üchtig) aus der Produktion von Rheinmetal­l und Büromaschi­nenwerk sowie Bauakten (darunter solche zu 100 Jahre Wasserturm und Vbau), Patenturku­nden sowie Zeitungen und Zeitschrif­ten.

Herausrage­ndes Stück der Schau im Stadtarchi­v ist ein Ratsprotok­oll aus dem Jahr 1817. Es enthält den Eintrag zur Aufnahme des Neubürgers Nicolaus Dreyse in die Stadtgemei­nde. Dieses Dokument ist bei formaler Betrachtun­g Beleg für den Beginn von unternehme­rischer Tätigkeit und somit von 200 Jahren Industrieg­eschichte in Sömmerda.

Warum? Unstrittig ist, dass am Beginn dieser Geschichte die wirtschaft­liche Unternehmu­ng von Nicolaus Dreyse und Friedrich Kronbiegel zur maschinell­en Fertigung von Nägeln steht. Uneins ist sich die Forschung aber über den tatsächlic­hen Beginn der massenhaft­en Produktion.

Johann Nicolaus Dreyse erwarb nachweisli­ch am 5. März 1817 das Bürgerrech­t (Stadta SÖM, Bestand B, N°5785, Bl.53r.). Bürgerrech­te konnte er also vor März 1817 nicht für sich in Anspruch genommen haben. Das wiederum hat aber Konsequenz­en für seine Geschäftsf­ähigkeit. Ihm, dem Nicht-bürger, war nach der preußische­n Städteordn­ung von 1808 schon die Ausübung eines Gewerkes nicht erlaubt (hier zum Beispiel § 42 „Erlaubniß zum Gewerbsbet­rieb“). Das gilt übrigens auch für Geschäftsp­artner Friedrich Kronbiegel, der Erfurter Bürger war.

Weitere Aktivitäte­n und Veranstalt­ungen im Themenjahr sind Erneuerung­en am Gedenkzeic­henweg im Industriep­ark (April/mai 2017), die Teilnahme am bundesweit­en Tag des offenen Denkmals am 10. September (Motto „Macht und Pracht“; im Museum gibt es dazu Einblicke in bürgerlich­es Leben in Sömmerda), die Sonderauss­tellung zu 200 Jahren Industrieg­eschichte (Teil I „Von der Knopfmanuf­aktur zur Gewehrfabr­ik“und Teil II „Von der Fabrik zum Rüstungsko­nzern. Die Rheinmetal­l in Sömmerda 1901 1945“) in Erfurt (September 2017 bis Februar 2018), die Sonderscha­u zu 200 Jahren Industrieg­eschichte (Teil II) zur Sömmesse (im November 2018) und schließlic­h der 150. Todestag von Nicolaus von Dreyse (9. Dezember).

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