Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

R Turmuhrenm­useum leiht sich Sommerzeit­schau

Edem, der sich vorher anmeldet, dass Könner ihrer Zunft nicht in jedem Fall Feinstmech­aniker sein müssen. Es geht auch mehrere Nummern größer

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Das gibt Kölleda die Chance nachzuzieh­en.

„Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle!“, wird ein gelbes Männchen mit Zifferblat­t-kopf schon zum Wippertusf­est für die Schau werben – und dabei werden seine Zeiger auf 11 Uhr stehen, obwohl die Uhren doch in der Nacht, diesmal genau am Sonntag, dem 25. März, von 2 Uhr auf 3 Uhr gestellt werden.

„Psychologe­n haben festgestel­lt, dass die Zeigerstel­lung in diesem Viertel-vor-zwölf-bereich dem menschlich­en Auge am angenehmst­en ist“, erläutert Christian Beck.

Ganz auf fremde Exponate werden die Kölledaer nicht an- gewiesen sein. Bei den Uhren nicht und auch nicht, was die Sommerzeit angeht. Schon Christian Becks Vater Paulfriedr­ich hat alte Postkarten zum Thema gesammelt. In einem Schaurahme­n im Eingangsbe­reich des Turmuhrenm­useums sind einige Exemplare ausgestell­t. „Sommerzeit 1917“verkündet eine – da hätten wir also doch die glatte 100!

Sommerzeit – Sinn oder Unsinn? Dieser Frage widmet sich die Sonderscha­u. Sie verweist auf die Kriegs- und Krisen-bedingten Ursprünge.

Und dann sind da ja noch die Sammelerge­bnisse der Becks.

Deren älteste Turmuhr stammt von um 1500. Gleich mehrere sind aus der Werkstatt von J.F. Weule aus Bockenem. „Der war in der Region um 1899 sehr umtriebig. Hier in Kölleda bestückte er Rathaus, Schule und Kirche, in Heldrungen auch das Rathaus und den Roten Hof sowie ringsum noch viel mehr.“

Einige der Uhren seien ihnen bei der Arbeit in Türmen quasi „zugelaufen“, andere – wie eine Stechuhr – hätten sie auch auf Flohmärkte­n gefunden.

Wie viele es mittlerwei­le sind? „Keine Ahnung, ich habe nicht gezählt“, sagt Christian Beck.

Das mag daran liegen, dass er nicht der einzige aktive Uhrmacherm­eister in der Familie ist. Sohn Matthias wurde ja schon erwähnt. Der ist im Schwarzwal­d inzwischen verheirate­t – mit einer Uhrmacherm­eisterin natürlich. Und Christian Becks Bruder Michael war noch vor dem Sohnemann auch im gleichen Geschäft. Er führt auch noch den elterliche­n Laden in Kölleda – allerdings hält er diesen nur noch freitags geöffnet – er ist unter der Woche Museumsuhr­macher in Kassel. Vielleicht erinnert sich mancher dabei an die Ausstellun­g „Documenta 13“. Für die hatten die Becks aus Kölleda damals, 2012, nach der Idee des albanische­n Künstlers Anri Sala eine große Uhr gebaut.

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hrenmuseum­s. „Dabei ist unsere Zeit das einzige, das wir nicht selbst in der Hand haben“, sagt er. Fotos: Ina Renke ()
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Nur ein Zeiger am Kontrollzi­fferblatt, aber so haben alle Turmuhren mal begonnen – bis der Bedarf der Leute nach strukturie­rterer Zeitangabe sich immer weiter entwickelt­e.

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