Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Vor dem Gelenkersatz kommt die konventionelle Therapie“
TA-F G Chef- und Oberärzte aus dem Arnstädter Marienstift standen Rede und Antwort
Arnstadt. Um Gelenkverschleiß an Hüfte, Knie und Schulter ging es beim ersten Ta-forum Gesundheit 2017. Gemeinsam mit der Fachklinik für Orthopädie im Marienstift Arnstadt hatte die Thüringer Allgemeine in die Arnstädter Stadtbrauerei geladen – und rund 100 Zuhörer waren gekommen. Nach ihren Vorträgen beantworteten Chefarzt Dr. Heiko Spank, Oberarzt Marco Greis und Oberarzt Dr. Karsten Heubach in der Ta-sprechstunde die Fragen der Zuhörer.
Ich soll eine Schulterprothese bekommen. Wie lange dauert die Operation?
Die Implantation eines künstlichen Schultergelenkes ist heute ein Routine-eingriff und dauert meist nicht länger zwei Stunden.
Wie lange werde ich danach nicht arbeiten können?
In der Regel ist ein Rehabilitationsaufenthalt von rund drei Wochen nach der Operation möglich. Danach sind Sie noch weitere vier bis sechs Wochen körperlich nur eingeschränkt belastbar. Diese Zeit sollte für weitere Krankengymnastik genutzt werden. Die Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit ist abhängig von Belastung.
Raten Sie zu einer ambulanten oder stationären Reha-kur? Ich empfehle Ihnen eine stationäre Kur. Wenn Sie zu Hause sind, machen Sie ganz zwangsläufig Bewegungen und Hausarbeiten, die Sie eigentlich noch nicht machen sollten – und die sich ungünstig auf die Heilung auswirken könnten.
Wie lange hält solch ein Implantat?
Faktoren wie körperliche Belastung, das Alter, die Beschaffenheit der Knochen und der jeweilige Lebenswandel haben Einfluss auf die Langlebigkeit des künstlichen Gelenks. Studien und nationale Implantat-register zeigen, dass zehn Jahre nach der Implantation bei über 90 Prozent der Patienten noch kein Ersatz des künstlichen Gelenks oder einzelner Komponenten nötig geworden ist.
Ich bin Allergiker und reagiere manchmal auch auf Metall. Stellt das ein Problem dar? Informieren Sie den Orthopäden darüber, auf welche Metalle Sie allergisch reagieren. Allgemein werden für die Implantate Materialien und Beschichtungen verwendet, die höchst selten Allergien hervorrufen.
Wann kann ich wieder selber Auto fahren?
Prinzipiell sollten Sie sich erst wieder hinter das Steuer setzen, wenn Sie sich selbst fahrtüchtig fühlen. Bei den meisten Patienten ist dies nach zwei bis drei Monaten wieder der Fall.
Wann muss ein Gelenk überhaupt ersetzt werden? Das ist immer eine sehr individuelle Entscheidung und hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Zustand des Gelenks, den wir mit einem Röntgenbild, dem CT und dem MRT gut bestimmen können. Auch der Leidensdruck spielt eine große Rolle. Wenn Sie nicht mehr in der Lage sind, selbst kurze Strecken oder Bewegungen ohne Schmerzen zu absolvieren, große Mengen an Schmerzmitteln benötigen und die Lebensqualität dadurch immens eingeschränkt ist, ist meist der Zeitpunkt gekommen, um über einen Gelenkersatz nachzudenken. Das sollte günstigerweise im oberen Drittel des Verschleißes liegen. Ist das Gelenk völlig ruiniert, ist die Operation umso komplizierter. Dennoch sollte man zuvor die konservativen Therapieangebote – etwa Medikamente, Massagen und Reizstrombehandlungen – versucht haben.
Wenn Gelenke beidseitig ersetzt werden müssen – wie viel Zeit sollte zwischen den Eingriffen liegen?
Empfehlenswert ist eine Wartezeit von etwa einem halben Jahr. In dieser Zeit ist die operierte Seite soweit genesen, dass sie durch die neuerliche Operation ausreichend belastet werden kann. In dringenden Fällen geht es aber auch schneller.
Das nächste Ta-forum Gesundheit findet am . April um Uhr im Sophien- und Hufeland-klinikum Weimar statt. Nach dem Vortrag zum Thema Diabetes beantworten sechs Chef- und Oberärzte aus den Fachgebieten Innere Medizin, Gynäkologie, Neurologie und Orthopädie die Fragen der Zuhörer. Die Gloriosa ist nicht die größte freischwingende Glocke der Welt, sondern die größte freischwingende des Mittelalters. Wir danken Hedwig Kathrein aus Kornhochheim sowie weiteren Lesern für den Hinweis.