Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Aus dem K wurde ein P
Dank Heimstärke und weniger Verletzungen spielten die Black Dragons in der Eishockey-oberliga Nord eine gute Saison
Erfurt. Am Anfang stand das K. Nach einer Zittersaison unter Jan Vavrecka hatte dessen Nachfolger auf der Trainerbank, Vereinsurgestein Thomas Belitz, die Black Dragons noch gerade so zum Klassenerhalt geführt. Eben jener war realistischerweise auch das erklärte Ziel der Erfurter vor der Spielzeit 2016/17 in der Eishockeyoberliga Nord. Im Haifischbecken mit den zahlreichen Profiteams waren die Drachen mit ihrem überwiegend aus Amateuren bestehenden Kader wieder mal einer der kleinen Fische.
Am Ende stand das P. Der Einzug der Erfurter in die Pre-playoffs war schon eine große Überraschung, und zur Sensation, dem dortigen Weiterkommen gegen Halle, immerhin einen der Del2-aufstiegsaspiranten, fehlten gerade mal 29 Sekunden. Bis kurz vor Schluss hatte das Belitz-team in entscheidenden dritten Spiel bei den Saale Bulls mit 1:0 geführt. Das letztliche Ausscheiden in der Verlängerung tat der Tatsache keinen Abbruch: Die Saison war für die Drachen ein voller Erfolg. „Es war die beste Saison der letzten Jahre“, sagt Ehc-präsident Thomas Semlow, „und das Entscheidungsspiel in Halle war das beste, seitdem ich hier dabei bin. Wir haben nicht nur da gezeigt, dass wir mit den Favoriten der Liga mithalten können.“
Garant dafür waren zwei Dinge: personelle Konstanz und die Heimstärke. Nach einer Seuchensaison, in der zeitweise gerade mal zwei Reihen auflaufen konnten und Leistungsträger langfristig ausfielen, blieben die wichtigen Stützen der Mannschaft in diesem Spieljahr von schwerwiegenden Verletzungen verschont. Allen voran Kapitän Christian Grosch. Der 36Jährige, der im Laufe der Qualifikationsrunde seinen Rücktritt verkündete, hatte sich vor Jahresfrist mit Rückenproblemen übers Eis geschleppt und war dennoch Topscorer. In dieser Saison war er wieder fit und führte mit 64 Scorerpunkten erneut die Mannschaft an. Auch die Kontingentspieler Michal Vazan (63 Scorerpunkte) und Robin Sochan (39) konnten überzeugen, unterstützt von den kontinuierlich punktenden Jan Zurek (35), Felix Schümann, Mathias Vostarek (beide 30), Paul Klein (29), Reto Schüpping (25), Oliver Kämmerer (23) und Marcel Weise (22).
In der heimischen Kartoffelhalle konnten zudem zwölf Siege gefeiert werden, während nur sechs Partien in der regulären Spielzeit verloren wurden. Highlight war der tolle 4:3-Heimsieg gegen den amtierenden Oberligachampion Tilburg. Umso bedauerlicher, dass die Drachen mit 486 im Schnitt die viertwenigsten Zuschauer der Liga zu verzeichnen hatten – in der Vorsaison kamen immerhin noch 540. „Aber man muss auch bedenken, dass auf vielen Plätzen die Sicht eingeschränkt ist“, wirbt Coach Thomas Belitz einmal mehr für eine neue Eishalle.
Trotz des bitteren Ausscheidens gegen Halle und des Karriereendes von Grosch sah man auf der Abschiedsfeier am vergangenen Samstag schon wieder gut gelaunte Drachenspieler. Zwei von ihnen haben ihren Vertrag bereits für die kommende Saison verlängert: Michal Vazan und Reto Schüpping. „Mit den anderen sind wir in guten Gesprächen und werden schnellstmöglich zu einer Entscheidung kommen“, erzählt Semlow.
Ob in der neuen Saison auch Thomas Belitz wieder als Trainer hinter der Bande steht, ist noch unklar: „Das war auch für mich eine extrem kraftraubende Saison. Ich habe mir noch ein bisschen Bedenkzeit erbeten.“
Auch wenn ab sofort das Fehlen der Identifikationsfigur Christian Grosch, der dem Verein als Nachwuchstrainer erhalten bleibt, auf dem Eis kompensiert werden muss: Die Black Dragons aus Erfurt sind wieder eine feste Oberliga-größe mit Überraschungspotenzial.