Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Was wir bewahren sollten
Ein Theater-general und ein Kabarettist erzählen von Ideal und Wirklichkeit, von Verblödung und Würde
in einer Zeit, in der ein Präsident mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung dieses Ideal mit Füßen tritt.
Und auch: Bewahren wir die Ziele des Theaters der 1970er-jahre vor dem Vergessen. Bewahren wir Schauspiel und Oper vor „traditionellen“Inszenierungen, in denen Erwartungen bloß bestätigt werden.
Seien wir mutig. Seien wir konservativ!
Kürzest-antwort: Kabarett. Natürlich, im Sinne jeglicher Satire, die der Satiriker als beleidigter Idealist schreibt. Genau aus dieser Differenz von Ideal und Wirklichkeit entsteht für mich Kabarett.
Und da hängt die Latte des Ideals (leider) sehr hoch in Form der Un-menschenrechtscharta.
30 Artikel Menschenrechte, gültig für jeden Menschen, ohne irgendeine Einschränkung, weder nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, noch nach nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. In der Präambel steht das Ziel: Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die „Erklärung der Menschenrechte“ist kein Gesetzestext, es sind nur Empfehlungen. Träume. Visionen. Je länger man darüber nachdenkt, umso unwahrscheinlicher erscheint die tatsächliche Machbarkeit. Aber genau dann, wenn die Zweifel am größten sind, muss man konservativ sein, hartnäckig, auf diese Werte bestehen.
Wer es kleiner haben will, der denke und handle nach dem deutschen Grundgesetz national und wertekonservativ.