Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
... und sie sangen engelsgleich
Chaos Theater Klub Beichlingen bringt seine Version von „Faust“auf die Kirchenbühne
Beichlingen. Was tun bei chronischem Männermangel?
Dann müssen eben Frauen die tragenden Hosenrollen spielen – und das Stück zur Not ein wenig angepasst werden. Beim Beichlinger Chaos – nein, nicht: Computer, sondern Theater-club – wurde so der alte Faust zu einer Frau Faust. Seiner Urenkelin. Die Faust. Das umworbene Gretchen blieb eine Sie. Und auch der Teufel verweiblichte. Mitsamt den anderen Lehrern der im Schulmilieu angesiedelten Handlung. Für die „Rüpel aus der ersten Bank“, der frohlockenden und jubilierenden Englein Schar und auch für Gott fanden sich männliche Darsteller.
Was machen Gott und die Teufelin, wenn es ihnen mal wieder so richtig langweilig ist? Wenn sie des herrlich schrägen „Halleluuuuuujaaa“-gesinges der Engel aber so richtig – Still! Kein Ton mehr! Aus! – überdrüssig sind? Sie ahnen oder wissen es noch – sie wetten. In dem vom Chaos-ensemble am Samstag zweimal in die Beichlinger St. Aegidien-kirche gebrachten Stück von Ralf Rutz (frei überarbeitet von Tino Sradnick) geht es ganz schön heutig zu. Und das ist auch gut so ... Gott steigt vom Himmel, bzw. von seiner Leiter. Aber der Teufel, sorry, die Teufelin, auch. Und beide haben die Sache mit dem Liebestrank und der Blickrichtung der für einander Bestimmten nicht so richtig im Griff. Das beruhigt. Der Spaß schwingt nicht nur mit, er schwingt vor. Manch Satz im Jugendsprech – oder was man so als Älterer dafür hält – entlockte dem Publikum schallendes Gelächter. Egal, was du nimmst, nimm weniger... Nein, vom Chaos Theater-club darf‘s gern ein wenig mehr sein.
Zum Glück hat Pfarrer Matthias Müller noch an Ort und Stelle weitere Projekte zugesagt. Bald sind die Engel-jungs ja auch reif für Größeres.
Obwohl: Zur Versöhnung von Gott und Teufelin mussten sie nur eines mit Inbrunst tun: „Halleluuuuuujaaa!“