Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Der Jugendkurs kann weitergehen
Ein 2:3 gegen den VSV Jena, der dadurch den Aufstieg verpasst, reicht dem Erfurter VC zum Klassenerhalt in der Volleyball-regionalliga Ost
Erfurt. Es wurde die erwartete Zitterpartie. Dabei waren drei Punkte gegen den VSV Jena, der mit Aufstiegschancen zum letzten Spieltag der Volleyball-regionalliga Ost nach Erfurt gekommen war, zwischenzeitlich möglich. Mit ihnen hätte der Erfurter VC Gewissheit gehabt. Doch nach einer Spielunterbrechung beim Stand von 2:1-Sätzen und 3:1-Punkten für die Erfurter wegen einer „Rollo-panne“– die Jalousien in der Halle hatten sich verselbstständigt und für eine störende Sonneneinstrahlung gesorgt – zog der Drittletzte noch mit 2:3 den Kürzeren.
So begann das Warten. Am Samstagabend stand fest: Der Vorletzte Reudnitz, vor dem Saisonfinale punktgleich, hatte gegen TU Dresden mit 0:3 verloren. Der Erfurter VC, von Mitte November bis Ende Februar permanent auf einem Abstiegsplatz, hatte wie im Vorjahr gerade so den Klassenerhalt geschafft.
So zittrig der Verbleib in der Regionalliga Ost war, so wichtig war er für die Erfurter. „Wir sind dabei, uns wieder leistungssportlicher aufzustellen und wollen das Niveau in der Liga wieder mitbestimmen“, sagt Zuspieler Meik Minks, der den scheidenden Trainer Enrico Protze in der kommenden Saison ersetzen wird. Um das zu schaffen, muss den verheißungsvollen, aber noch blutjungen Talenten in der Mannschaft eine Perspektive geboten werden, die rein sportlich in der Thüringenliga nicht vorhanden gewesen wäre.
Es passte ins Bild, dass im letzten Spiel eines der Talente auftrumpfte: Pepe Stauß, der Minks als Stammzuspieler ablösen soll, zeigte laut seinem Mentor trotz seiner erst 17 Jahre eine „sehr schlaue Passauswahl“und führte mit viel Übersicht Regie im Erfurter Spiel. Neben ihm gehören Mittelblocker Bruno Bogatzki (17) sowie seit einiger Zeit auch schon Lucian Keller, der heute seinen 16. Geburtstag feiert, und der sogar erst 15-jährige Jugendnationalspieler Darius Gebauer zum festen Stamm des Erfurter Regionalligateams. Keller wechselt sich auf der Libero-position mit Gebauer ab, wobei Minks den Jüngeren der beiden künftig wohl verstärkt auf der Außenposition einsetzen will.
Am Samstag erneutes Pokalfinale gegen Gotha
Ein Problem, das die Mannschaft noch hat: Ihr fehlt ein Anführer. „Individuell sind wir gut besetzt, aber unsere Mannschaft ist zu ruhig. Es fehlt einer, der die anderen in kritischen Phasen mitreißt“, hat Minks beobachtet. In Gebauer, der das schon in seinen Jugendeinsätzen zeige, könne ein solcher heranreifen.
Gegen Jena offenbarte sich diese Schwäche. Nach frühem Rückstand im ersten Satz (0:5) stabilisierte sich der EVC, auch wenn er den ersten Satz noch 20:25 verlor. Das Zusammenspiel klappte in Angriff und Abwehr immer besser, die Durchgänge zwei und drei gewann der Gastgeber mit 25:17 und 25:20 und vermasselte den Jenaern, denen am Ende ein Punkt fehlte, damit letztlich den Aufstieg. „In der Phase war ich überzeugt, dass wir mit 3:1 gewinnen“, so Minks, der wie künftig schon gegen Jena rein als Trainer fungierte.
Doch dann entwickelten die Jalousien in der Sporthalle besagtes Eigenleben. Die Spielpause brachte die Erfurter unerklärlicherweise aus dem Konzept. Jena, dessen Aufstiegskonkurrent Oelsnitz auch erst am Abend spielte, wollte seine letzte Chance nutzen und wenigstens zweifach punkten. Aus dem 3:1 wurde ein 18:25 aus Erfurter Sicht. Auch im Tiebreak, der mit 9:15 verloren ging, fand das Minksteam nicht zur anfänglichen spielerisch starken Linie zurück.
Dem Klassenerhalt folgt am Samstag der letzte Saisonhöhepunkt: Ab 18 Uhr empfangen die Erfurter den Drittligisten VC Gotha zum Pokalfinale in der Sporthalle des Coubertin-gymnasiums. In der letzten Saison konnte der Außenseiter dasselbe Finalduell mit 3:1 gewinnen. Minks meint: „Diesmal wird es ungleich schwerer, denn Gotha hat sich verstärkt und wird motivierter sein als damals.“