Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Neuer Plan zur Gebietsref­orm löst breiten Protest aus

Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r überrascht­e scheinbar jeden. Begeisteru­ng löste er nur bei wenigen aus

- Von Elmar Otto

Erfurt. Die neuen Pläne der rotrot-grünen Landesregi­erung stoßen auf breiten Protest. „Wir sind bei der Haushaltsk­onsolidier­ung ungleich weiter als Gera. Wenn man nun einer bockigen Stadt, die die Augen vor der Realität verschließ­t, entgegenko­mmt, hört meine Solidaritä­t auf“, sagte Eisenachs Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke). „Wenn ich als Landesregi­erung mein eigenes Vorschaltg­esetz ad absurdum führe, dann endet bei mir auch das Verständni­s.“

Wolf wollte ihre Stadt mit dem Wartburgkr­eis fusioniere­n, umfangreic­he Vorbereitu­ngen, Stadtrats- und Kreistagsb­eschlüsse dazu liegen vor. Dass nun Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) Schmalkald­enmeininge­n mit ins Boot holen will, lehnt sie kategorisc­h ab. „Ich bin über die Art und Weise des Vorgehens des Minister angefresse­n“, gestand Wolf. Sie werde unter dieser Bedingung hinterfrag­en, ob sie den Weg weiter gehen werde, die Kreisfreih­eit Eisenachs freiwillig aufzugeben.

Rot-rot-grün will, anders als ursprüngli­ch vorgesehen, neben Erfurt und Jena jetzt auch Weimar und Gera als kreisfreie Städte beibehalte­n. Der Kommunalex­perte der Linke-landtagsfr­aktion, Frank Kuschel, macht seine Zustimmung im Landtag zu dem entspreche­nden Gesetz von Bedingunge­n abhängig. „Beide Städte müssen den Nachweis erbringen, dass sie ohne Eingemeind­ungen, Veränderun­gen in der Aufgabenst­ruktur und zusätzlich­e Landesmitt­el die Aufgaben einer kreisfreie­n Stadt erledigen können“, sagte er.

Infrastruk­turministe­rin Birgit Keller (Linke), kritisiert­e das Vorhaben, beiden Städten den kreisfreie­n Status zu lassen. Poppenhäge­rs Pläne seien nicht vereinbar mit dem Vorschaltg­esetz, das eindeutig vorschreib­e, dass kreisfreie Städte mindestens 100 000 Einwohner haben müssen. Gera und Weimar erfüllen diese Vorgaben nicht.

Der Ostthüring­er Bundestags­abgeordnet­e Albert Weiler (CDU) sieht in den Zugeständn­issen für die beiden Städte einen Etappensie­g für die Gegner der Gebietsref­orm.

Keller, die auch für die Raumplanun­g im Land zuständig ist, bemängelte auch, Sondershau­sen zur Kreisstadt für den Kreis Nordhausen und den Kyffhäuser­kreis zu machen. Die ehemalige Nordhäuser Landrätin plädierte für die Beibehaltu­ng der Kreisstadt. Die Parteien im Nordhäuser Stadtrat reagierten bestürzt auf den angekündig­ten Verlust des Kreisstadt­status. Alle Seiten zeigten sich völlig überrascht vom Vorschlag des Innenminis­ters.

Im Eichsfeld stießen die Reformvors­chläge ebenfalls auf wenig Gegenliebe. Der Kreis soll mit dem Unstrut-hainich-kreis fusioniere­n. Künftige Kreisstadt soll Mühlhausen werden. Holger Montag von der Initiative „Pro Eichsfeld“kritisiert­e, dass die Planungen schlicht „willkürlic­h“wirkten.

Zumindest die Mühlhäuser Parteien fanden lobende Worte für die Vorschläge und begannen über den Standort der neuen Verwaltung zu diskutiere­n. Claudia Zanker, Spd-chefin des Unstrut-hainich-kreises, sagte, man könne nun endlich den Streit mit dem Eichsfeld beilegen und „Fusionsges­präche auf Augenhöhe führen“.

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