Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Für das freie Wort
Karsten Jauch über die bevorstehende Tagung des PEN
Bleib erschütterbar und widersteh.“Diese Zeile stammt nicht aus der Marseillaise, obwohl dieses Kampflied in der nächsten Woche seinen 225. Geburtstag feiert. Nein, es ist die Zeile eines Gedichtes von Peter Rühmkorf und dient als Leitgedanke der Penjahrestagung in Dortmund. Wichtigstes Ereignis wird die Wahl eines neuen Präsidenten sein. Denn Josef Haslinger, der mit seinem Roman „Opernball“weltweit bekannt wurde und seit mehr als zehn Jahren das Deutsche Literaturinstitut in Leipzig leitet, tritt als Präsident jener Schriftstellervereinigung, die sich vor allem für verfolgte Autoren einsetzt, sich als Anwalt des freien Wortes versteht und darum besonders politisch auftritt, nicht mehr an. Das Ehrenamt ist offenbar zum Hauptjob geworden. Die Hilfe für verfolgte Autoren habe immer größeren Raum eingenommen, sagte Josef Haslinger am Donnerstag im Deutschlandradio: „Als ich das Amt vor vier Jahren antrat, war das doch alles etwas weiter weg.“
Nach dem Putsch in der Türkei zum Beispiel habe die Verfolgung von Schriftstellern „viel mehr mit uns und Europa zu tun“. Insofern sei auch das Programm „Writers in Prison“viel wichtiger geworden. Nächsten Samstag findet deren Treffen statt.
Einen Tag später wird eine neue Anthologie vorgestellt, die sich der Literatur und Arbeit widmet – und so ein bisschen der literarischen Tradition Dortmunds Rechnung tragen soll. „Poetische Schlagwetter“ist die Debatte überschrieben, bei der der DGB-CHEF mit der Schriftstellerin Kerstin Hensel ins Gespräch kommt, die notabene in Karlmarx-stadt geboren wurde. Womöglich ist der PEN doch näher an der Marseillaise dran? „Zittert, Tyrannen und Ihr Niederträchtigen/ Schande aller Parteien...“, heißt es in der vierten Strophe.
Hoff lädt Brönner nach Weimar ein
Weimar. Schlechte Karten für das von Startrompeter Till Brönner geplante „House of Jazz“in Berlin. Landeskultursenator Klaus Lederer (Linke) kündigte an, er wolle sich beim Bund für eine Umwidmung der Mittel zugunsten eines „Hauses für die Basiskultur“einsetzen. „Wir brauchen nicht nur Leuchttürme, wir brauchen vor allem Arbeits- und Produktionsräume für Musiker der freien Szene.“Überraschend reagierte Thüringens Kulturminister Benjamin-immanuel Hoff (ebenfalls Linke) per Twitter mit einem Gegenangebot: Er habe Verständnis für seinen Parteifreund, schreibt Hoff, doch das Konzept von Brönner sei gut. „Ich lade @tillbroenner herzlich ein, Möglichkeiten für #House of Jazz in @stadtweimar zu prüfen.“(fqu)