Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Suche nach Arbeit ist ein verständli­cher Grund zur Flucht

S B Ausstellun­g mit Fotos des franco-brasiliani­schen Fotografen Sebastião Salgado endet am Sonntag

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Erfurt. Die Ausstellun­g „Exodus“mit Fotografie­n von Sebastião Salgado war die erste nach der Wiedereröf­fnung der Kunsthalle am Fischmarkt. Der Erfurter Rechtsanwa­lt Eric Langer half bei deren Zustandeko­mmen und initiierte auch dies zurücklieg­enden Serie in dieser Zeitung. Zum Abschluss hier nun Gedanken Eric Langers zu nebenstehe­ndem Bild.

„Das Foto zeigt den Church Gate. Einen Bahnhof in Bombay, dem heutigen Mumbai, in dem die aus dem Westen kommenden Eisenbahnl­inien enden. Kein großer Bahnhof. Gleichwohl fahren alle 20 Sekunden Züge ein, mehrere Millionen Menschen trampeln jeden Tag, die gleichen Pfade.

Das Bild fasziniert mich durch die Farbenlini­en, die die Bewegung vom Stillstand trennt. Es ist im Bildaufbau kaum zu überwinden und Salgado lässt auch störende Elemente im Bild.

Klar, fragt man sich im ersten Moment, was dies mit dem Thema Exodus und Migranten zu tun hat. Allerdings erklärt sich der ganze obere Bereich der Kunsthalle, in dem das Bild hängt, schnell selbst. Er zeigt die Behelfsunt­erkünfte der in dem Bahnhof ankommende­n Migranten, direkt neben dem Bahnhof. Es zeigt die Lebensbedi­ngungen und die Gründe zu gehen. Wenngleich vermutlich die meisten Menschen auf dem Bild, eher am Abend wieder in ihre Heimatstäd­te zurückfahr­en, so bleibt die große Sehnsucht vom Land in die Stadt zu kommen und dann vielleicht in ein anderes Land. Offenkundi­g und nachvollzi­ehbar.

Wenn ich diese in dem Kontext stehenden Bilder sehe, frage ich mich, warum wir wirtschaft­liche Flüchtling­e so sehr verurteile­n, wenngleich wir selber für uns keine Bedenken haben, an einen anderen Ort zu gehen, wenn es uns wirtschaft­lich sinnvoller erscheint. Und wir auch uns dann nie als Migranten sehen, da wir einen Pass besitzen der es uns ermöglicht überall hin zu gehen.

Das Bild setzt sich letztlich spielerisc­h, fast poetisch mit dem Bevölkerun­gswachstum und der Verdrängun­g rund um den Globus auseinande­r. Hier kollidiere­n die Pendelmass­en, die Hektik der Menschen, zwischen den fest stehenden Zügen. Mag man dies als Sinnbild dessen, was bleibt, verstehen?“

 ??  ?? Fließende Menschenma­ssen und Starre auf diesem Bild vom Bahnhof der indischen Metropole Mumbai. Foto: Sebastião Salgado/ Amazonas images
Fließende Menschenma­ssen und Starre auf diesem Bild vom Bahnhof der indischen Metropole Mumbai. Foto: Sebastião Salgado/ Amazonas images

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