Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Borntal-posse: Trainer Niedlich entlassen, Team tritt aus Solidaritä­t nicht mehr an

Am Dienstag vor dem Training wurde Jan Niedlich vom Vorstand des Fußball-landeskläs­slers gefeuert. Nachfolger unklar, zweite Mannschaft spielt in Bielen

- Von Jakob Maschke

Erfurt. Die Ansage dauerte eine knappe Minute. Am Dienstag vor dem Training der ersten Mannschaft des FC Borntal teilte der sportliche Leiter Riccardo Wüstner deren bisherigem Trainer Jan Niedlich mit, dass er entlassen sei, nach Hause fahren könne und es einen neuen Trainer gäbe. „Der Vorstand hat über Ostern zusammen gesessen und die Entscheidu­ng getroffen, ihn sofort zu entlassen. Dass es nächste Saison ohne ihn weitergeht, stand für uns ohnehin fest, und so kann die Vorbereitu­ng darauf jetzt schon beginnen“, erklärt Wüstner den Vorgang.

Mit Trainer und Mannschaft habe das die Vereinsfüh­rung nicht abgestimmt, „weil Personalen­tscheidung­en allein vom Vorstand getroffen werden“. Vor allem die Art und Weise der Entlassung stieß Niedlich und auch der Mannschaft sauer auf. So sauer, dass sich die Spieler mit ihrem Trainer solidarisi­erten und beim morgigen Spiel in Bielen und eventuell sogar für die restliche Landesklas­se-saison nicht mehr antreten werden. „Wir stehen hinter Jan, und in der Winterpaus­e hieß es ganz klar, dass die Saison mit ihm zu Ende gespielt wird“, sagt Kapitän Daniel Knäschke. „So einen Umgang hat niemand verdient, da müssen wir als Mannschaft ein Zeichen setzen.“

So werden Knäschke und Co. heute in Bielen vom Kreisligat­eam „ersetzt“und in den restlichen Spielen wohl nur dann antreten, wenn Jan Niedlich an der Seitenlini­e steht. Patrick Krumbholz, den der Vorstand eigenmächt­ig als Niedlichs Nachfolger installier­en wollte, lehnte die Mannschaft jedenfalls ab. „Wir haben noch keine Lösung gefunden. Ich hoffe, dass die Mannschaft die persönlich­en Befindlich­keiten ablegt und die Saison dem Verein zuliebe zu Ende spielt“, so Wüstner.

Für Niedlich ist die Solidaritä­t seiner Mannschaft zumindest ein kleiner Trost: „Nach sechs Jahren an einem Eisentor angefangen und dann ohne Vorwarnung so abgespeist zu werden, wenn die Mannschaft 20 Meter entfernt steht, ist einfach ekelhaft. Ich freue mich, dass die Jungs hinter mir stehen. Ihnen zuliebe würde ich die Saison trotz allem sogar zu Ende bringen.“

Wo es Niedlich, der nach seiner Entlassung schon zwei Anfragen anderer Vereine erhalten hat, und seinen Co-trainer Torsten Obst hin verschlägt, weiß er noch nicht. „Aber ohne Fußball kann ich eigentlich nicht.“

Kapitän Daniel Knäschke: „Wir stehen hinter Jan“

 ??  ?? Frostige Zeiten: Nach sechs Jahren und zwei Aufstiegen mit der ersten Mannschaft des FC Borntal wurde Trainer Jan Niedlich unangekünd­igt entlassen. Foto: Jakob Maschke
Frostige Zeiten: Nach sechs Jahren und zwei Aufstiegen mit der ersten Mannschaft des FC Borntal wurde Trainer Jan Niedlich unangekünd­igt entlassen. Foto: Jakob Maschke

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