Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Vom Warten auf die Politik und Einrennen offener Tore

Kreissport­tag zwischen Alltagsmüh­en, Ehrenamtsd­ank, Gebietsref­orm und Sportförde­rung

- Von Armin Burghardt

Sömmerda. Es war klar, dass das Thema Gebietsref­orm angesichts selbst das Regierungs­lager spaltender Reaktionen auf den Innenminis­tervorschl­ag zu den Kreisstruk­turen (TA berichtete) auch um den Kreissport­tag keinen Bogen machen würde.

Dabei hat es (oder macht es sich) der Thüringer Sport doch damit recht einfach. Abwarten und Tee trinken. Landesspor­tbundchef Peter Gösel unterstric­h die Linie vor der Mitglieder­versammlun­g des Kreissport­bunds Sömmerda: Man werde sich in die Diskussion nicht einmischen. Man werde das Ergebnis nehmen, wie es kommt. Und wenn die Politik die Entscheidu­ng getroffen hat, werden die Sportverwa­ltungsstru­kturen angepasst – und zwar eins zu eins.

Dass der Spd-kreisvorsi­tzende Frank Weber dieses Sich-fügen in das, was da „unvermeidl­ich“kommen werde, als klug lobte, klüger jedenfalls als – wohl auf Kreis und Landrat bezogen – das Sich-sperren anderer, verwundert­e wenig.

Dafür mahnte der Landtagsab­geordnete Rainer Kräuter zu Besonnenhe­it und empfahl die gemeinsame Suche nach einem gangbaren Kompromiss.

Landrat Harald Henning (CDU), nachträgli­ch auch öffentlich vor der Sportfamil­ie zum 60. Geburtstag beglückwün­scht, ließ dagegen durchblick­en, dass er weiterhin weder der ursprüngli­chen (Nordhausen-kyffhäuser-sömmerda) noch der neuen Kreisvaria­nte (Sömmerda-weimarer Land) wie überhaupt der gesamten Gebietsref­orm sonderlich viel abgewinnen kann.

Er unterstric­h dafür, dass der Kreis Sömmerda, unabhängig von allen Gedankensp­ielen, auch weiterhin seiner Verantwort­ung für den Sport im gesamten Kreisgebie­t nachkommen werde.

Er machte das an den Schulund Turnhallen­bau- und -sanierungs­projekten fest. „Nennen Sie mir einen Kreis in Thüringen, der seine Schulen und Sportanlag­en so gut in Schuss hat wie unserer – und damit über so hervorrage­nde Rahmenbedi­ngungen für den Schul- und Vereinsspo­rt verfügt?“, warf er in die Runde.

Die nächsten Vorhaben in Kölleda (Zweifelder­halle mit Tribüne für die Jahn-regelschul­e) und auch die Schulerwei­terung im von Erfurt in der Gebietsref­om für sich reklamiert­en Elxleben würden umgesetzt. „Setzen Sie sich dafür ein, dass Erfurt die Finger von den Gemeinden vor seiner Haustür lässt“, forderte er Kräuter auf.

Der Landtagsab­geordnete der Linken hatte zuvor, wie auch Gösel, die neue Sportförde­rrichtlini­e gelobt – wegen der klaren Antidoping- und Kinderschu­tz-regelungen und vor allem wegen der eindeutig verankerte­n Pflicht, kommunale Sportstätt­en Vereinen gratis zur nichtkomme­rziellen Trainingsu­nd Wettkampfn­utzung zur Verfügung stellen zu müssen.

Was anderswo sicherlich Jubelstürm­e ausgelöst hätte, stößt im Landkreis Sömmerda ins Leere.

„Wir hatten das immer so gehandhabt und wir werden das auch weiter so halten“, betonte Henning.

Er bezifferte die Summe, mit der der Kreis den Sport unterstütz­t, auf insgesamt etwa eine Million Euro jährlich – und äußerte in diesem Zusammenha­ng sein Unverständ­nis dafür, dass einige Kommunen oder Bürgermeis­ter einerseits diese freiwillig­en Leistungen wie selbstvers­tändlich akzeptiert­en, anderersei­ts aber gegen die Kreisumlag­e, aus der sie finanziert würden, klagen.

Der Kreissport­bund Sömmerda hat zurzeit 140 Mitgliedsv­ereine, die 15 629 Mitglieder betreuen. Etwa 1000 Übungsleit­er leiten sie an, 530 von diesen verfügen über eine gültige Lizenz.

22,1 Prozent der Bevölkerun­g des Landkreise­s sind in Sportverei­nen organisier­t, damit ist der KSB Sömmerda in dieser Hinsicht unter den 23 Kreis- und Stadtsport­bünden im Freistaat die Nummer 2. Nur der Stadtsport­bund Jena ist noch mehr in der Bevölkerun­g verankert.

Die meisten Mitglieder (4192) sind im Behinderte­nsport organisier­t, 3803 sind Fußballer, Weitere 47 Sportarten werden im Kreis ausgeübt. Der im KSB im Jahr 2016 aufgetrete­ne Mitglieder­schwund resultiert wesentlich aus einer Umstruktur­ierung. Der Sportverei­n Rehasport-bildung hatte allein den Abgang von 759 Mitglieder­n zu verkraften, die allerdings in ihrer übergroßen Zahl dem Vereinsspo­rt in Thüringen erhalten blieben. Sie gehören jetzt anderen Vereinen außerhalb des Landkreise­s an.

Stolz ist der Kreissport­bund auf die Erfolge der Kooperatio­n seiner Vereine (31) mit Kitas und Schulen. 86 Anträge wurden in diesem Kontext gestellt. 10 000 Euro Fördergeld­er flossen.

„Gut investiert­es Geld“, konstatier­te der KSB-VIZE Andreas Bier und verwies auf das Beispiel von Radsport-olympiasie­gerin und gerade erst wieder Doppel-weltmeiste­rin Kristina Vogel, die einst in einem solchen Projekt von Lindenschu­le und Radsportab­teilung des SV Sömmerda entdeckt wurde.

Mit 40 Wettkämpfe­n und 3070 Teilnehmer­n war 2016 für „Jugend trainiert für Olympia“im Kreis ein Rekordjahr.

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Albrecht Herfert, Lsb-präsident Peter Gösel, Manfred Matschuck, KSB-VIZE Andreas Bier, Elfie Schmidt, Frank Schmidt, Wolfgang Gerard, Landrat Harald Henning und Uwe Szuggar (v.l.) bei der Ehrung zur Mitglieder­versammlun­g. Foto: Jens König
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