Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Schmücke-bürgermeis­ter wollen Landgemein­de beantragen

Gespräch im Innenminis­terium stimmt wenig optimistis­ch. An Zerschlagu­ng des Grundzentr­ums mag niemand denken

- Von Kerstin Fischer

Heldrungen. Ohne bahnbreche­nde neue Erkenntnis­se standen die Bürgermeis­ter der Verwaltung­sgemeinsch­aft „An der Schmücke“(Kyffhäuser­kreis) um den Verwaltung­svorsitzen­den Wolfram Nöthlich vom Tisch in der Landeshaup­tstadt auf, an sie dem zwei Stunden lang mit Mitarbeite­rn des Innenminis­teriums über die Gemeindege­bietsrefor­m gesprochen hatten. Wieder mal. Doch die Enttäuschu­ng hielt sich in Grenzen, wohl kaum einer, der was anderes erwartet hätte.

„Wir konnten mit nichts Neuem rausgehen. Außer, dass man in Erfurt auf die Einwohnerz­ahl pocht“, fasst Vg-chef Nöthlich das Gesprächse­rgebnis zusammen. Und da steht – unverrückb­ar – die 6000 für die Gemeindezu­sammenschl­üsse. Von dieser werden die Mitgliedsg­emeinden der Schmücke-vg, die sich im Zuge der anstehende­n Gebietsref­orm zu einer Landgemein­de zusammensc­hließen wollen, im Jahr 2035 laut Prognose des Landes meilenweit entfernt sein. Derzeit liegt die Einwohnerz­ahl aller acht Mitgliedsg­emeinden Heldrungen, Oldisleben, Oberheldru­ngen, Hemleben, Hauteroda, Etzleben, Gorsleben und Bretleben bei etwas über 7000. Im Jahr 2035 werden es voraussich­tlich noch 5730 sein. Ohne Bretleben, das aus dem Verbund ausscheren will und bereits den Gang nach Artern beschlosse­n hat, wären es 5374, ohne Etzleben, das nach Kölleda blickt, noch mal 185 weniger. Anderersei­ts, zeigt sich Nöthlich einsichtig, könne man von Ministeriu­msmitarbei­tern nicht erwarten, dass sie Zusagen jenseits der Festlegung­en im Vorschaltg­esetz machen. Nicht mal unter dem Verweis der Bürgermeis­ter in der Gesprächsr­unde, dass die Landesregi­erung mit ihren jüngsten Zugeständn­issen an Gera und Weimar als kreisfreie Städte ihre eigenen Vorgaben von 100 000 Einwohnern selbst unterlaufe und damit das ganze Gesetz quasi ad absurdem führe. „Das wollte in Erfurt aber niemand hören“, so Nöthlich.

Dafür fallen die Reaktionen in den Schmücke-gemeinden um so heftiger aus: „So lange die sich nicht an ihre eigenen Gesetze halten, äußere ich mich auch nicht mehr dazu!“, schimpfte Oldisleben­s Bürgermeis­ter Joachim Pötzschke (pl) auf die Frage, wie es nun weitergehe mit dem funktionst­eiligen Grundzentr­um. „Ich bin satt, wenn ich das alles höre, alles sinnlos!“

In Hauteroda war noch am selben Abend der Gemeindera­t zusammenge­treten und hatte wie bereits Oldisleben beschlosse­n, sich dem Antrag auf eine Landgemein­de anzuschlie­ßen. „Das hätten wir doch nicht gemacht, wenn wir die Hoffnung nicht hätten“, sagt Bürgermeis­ter Norbert Eichholz (pl), der mit in Erfurt war. Ein Zusammenge­hen mit Artern – die Alternativ­e zur gemeinsame­n Landgemein­de – kommt für das Gros der Bürgermeis­ter nicht in Frage. Jedenfalls nicht freiwillig.

„Wir werden auf jeden Fall den Antrag stellen, auch wenn wir untermaßig sind“, so Vgchef Nöthlich. Selbst mit der Aussicht, dass am Ende alle Anstrengun­gen umsonst waren und das Land die Schmücke-gemeinden mit Artern zwangsvere­inigt und die Hochzeitsp­rämie verloren geht.

„Wir sind überschaub­ar. Wir waren erfolgreic­h als VG, wir haben viel investiert und in den letzten Jahren eine gute Infrastruk­tur geschaffen – das kann man doch nicht einfach aufgeben und kaputt machen!“, schüttelt Eichholz den Kopf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany