Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Ausstellung würdigt Leistungen der Weimarer Republik
Scheitern der ersten deutschen Demokratie dürfe nicht alleiniger Maßstab der Bewertung sein. Verein fordert frühere Beschäftigung in Schulen
Erfurt. 1919 schufen mutige Männer und Frauen in Weimar die erste deutsche Demokratie. Allerdings überdauerte die Weimarer Republik nur 14 Jahre, bevor sie vom verbrecherischen Dritten Reich abgelöst wurde.
Um die 14 Jahre alt sind auch die Schüler einer Erfurter Gemeinschaftsschule, die gestern zur Eröffnung der Wanderausstellung „Die Weimarer Republik“in den Landtag gekommen sind. Deutschland würden sie nicht anders kennen als wiedervereint und demokratisch, sagt Landtagspräsident Christian Carius. (CDU) bei der Begrüßung. In einer Zeit, in der Angriffe gegen die Demokratie wieder mit „Weimarer Verhältnissen“ verglichen würden, sei es umso wichtiger, an die Anfänge der deutschen Republik zu erinnern. Das ist das Anliegen der vom Verein „Weimarer Republik“und der Forschungsstelle an der Jenaer Universität erstellten Multimediaschau. In vier thematischen Kuben können über 8 Stunden Original-filmmaterial aus dem Bundesarchiv zu Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert sowie Interviews mit namhaften Zeitgenossen wie Ulrich Wickert oder Rainer Eppelmann abgerufen werden.
Die Weimarer Republik sei über einen sehr langen Zeitraum vor allem von ihrem Ende und den Folgen der Naziherrschaft her gedacht worden, sagte Prof. Michael Dreyer im Namen der Ausstellungsmacher. Dieses „Ende mit Schrecken“dürfe aber nicht verhindern, Chancen und Möglichkeiten der ersten Demokratie ebenso in den Blick zu nehmen wie die Gründe ihres Scheiterns. Damals hätten die Eliten einschließlich des Reichspräsidenten Hindenburg aktiv gegen die Republik gearbeitet.
Die Ausstellung richte sich auch an Schüler, versicherte Stefan Zänker vom Verein „Weimarer Republik“. Schulstoff sind die 1920er-jahre ab der 9. Klasse. Zu spät, findet der Historiker. „Diese wichtige Zeit sollte früher und mehr Raum in den Schulen bekommen“, sagt er.
Geöffnet Mo. bis Fr., bis Uhr, im Landtag zu sehen bis . Mai, außer an Plenartagen