Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Warum etwas Neues nicht das Bessere sein muss
Ein Betriebsrat und ein Chef-lobbyist erzählen, was sie unter Fortschritt und unter persönlicher Freiheit verstehen
Mario In der Au ist Betriebsrat im Erfurter Siemens-werk.
nach der Abschaffung des 8-Stunden-tages werden als eine Notwendigkeit in einer modernen Welt suggeriert. Das dabei persönliche Freiheit und Selbstbestimmtheit verdrängt wird, wird in den Hintergrund gestellt bzw. ausgeblendet.
Dabei sollte Fortschritt nur angenommen werden, wenn er wirkliche Verbesserungen bringt und die Lebensqualität hebt.
Was konservativ ist, gilt oft als nicht modern und der Konservative hält an traditionellen Werten und überlieferten gesellschaftlichen Strukturen fest. So des Wortes ursprüngliche Bedeutung. Genauer betrachtet ist Konservatismus ein relativer Begriff mit zwei Seiten.
Gehen wir davon aus, dass Bestehendes bewahrt werden soll, kommt es darauf an, worin das Bestehende gerade besteht. Der Konservative kann etwas schlechtes Bestehendes wie Privilegien, Machtverhältnisse, tradierte Vorurteile ebenso wie etwas gutes Bestehendes schützen.
Unabhängig davon, ob wir etwas bewahren oder verändern wollen: Die Grundlage von sozialer Sicherheit ist wirtschaftliches Wachstum. Erst dann ist persönliche Freiheit möglich.
So war die Agenda 2010 fortschrittlich, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Dazu war es auch notwendig den Arbeitsmarkt zu reformieren. Die Fakten sind eindeutig. Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands spricht für sich. Viele Einzelschicksale, die erzählt werden, um sie zu verändern, brauchen Einzelfalllösungen.
Die Agenda heute zurückdrehen zu wollen, wäre weder reaktionär, noch progressiv, sondern schlicht falsch.