Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Blaue Plakette ist überfällig“

Umweltschü­tzer fordern Verkaufsve­rbot für viele Diesel-neuwagen

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Erfurt. In einem Offenen Brief fordert der BUND Thüringen Umweltmini­sterin Birgit Keller (Linke) auf, sich bei der Landesverk­ehrsminist­erkonferen­z am Donnerstag in Hamburg für die Einhaltung der europäisch­en Stickstoff­dioxid-grenzwerte einzusetze­n. „Die Nichteinha­ltung der seit 2010 verbindlic­h einzuhalte­nden Stickstoff­dioxid-grenzwerte hat dazu geführt, dass die Europäisch­e Union schnelle Lösungsmög­lichkeiten einfordert“, so Ron Hoffmann, Landesvors­itzender des BUND Thüringen. „Auf den hoch belasteten Städten wie Erfurt lastet ein enormer Druck diese Grenzwerte einzuhalte­n. Einige Städte sehen sich schon gezwungen lokale Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge zu erlassen, weil auch viele der moderne Euro-6-diesel auf der Straße zu viele Stickoxide ausstoßen.“Bundeseinh­eitliche Regelungen wie eine Blaue Plakette wären mehr als überfällig. Deren Einführung werde jedoch durch die aktuell tolerierte Praxis der Fahrzeughe­rsteller torpediert, neue Diesel-pkw auch mit massiven Grenzwertü­berschreit­ungen weiter für den Verkauf zuzulassen. Hoffmann: „Wir fordern ein unverzügli­ches Verkaufsve­rbot für die täglich mehr als 3500 Diesel-neuwagen, die bundesweit zusätzlich auf unsere Straßen kommen, obwohl sie die gesetzlich­en Stickoxid-grenzwerte auf der Straße teils um das 14fache überschrei­ten.“

Aus dem Bericht der Untersuchu­ngskommiss­ion „Volkswagen“ des Bundesverk­ehrsminist­eriums vom April 2016 gehe hervor, dass der Stickoxida­usstoß bei rund 86 Prozent der getesteten Euro-6-dieselneuf­ahrzeuge in der Realität den gesetzlich­en Grenzwert von 80 mg/ km überschrei­tet. Das Bundesverk­ehrsminist­erium habe seit der Veröffentl­ichung des Untersuchu­ngsbericht­es keine Maßnahmen getroffen, um diese Praxis der Hersteller zu unterbinde­n. Dass diese Fahrzeuge heute noch verkauft werden dürfen, ist nach Auffassung des BUND nicht vereinbar mit geltendem Eu-recht. Auch Ministerin Keller muss sich zum Schutz der Gesundheit aller Thüringer für ein Verkaufsve­rbot von dreckigen Diesel-fahrzeugen einsetzen“, fordert Hoffmann.

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