Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Glocke für das Gedenken wird heute nach Erfurt gebracht

Am Gutenberg-gymnasium schlägt morgen 16 Mal die neue Glocke. Viele Bürger und Institutio­nen spendeten Geld

- Von Anja Derowski

Erfurt. Am morgigen Tag gegen 11 Uhr wird sie das erste Mal erklingen: die eigens für das Gutenberg-gymnasium gegossene Glocke. Sie wird mit 16 Schlägen – 16 Menschen wurden damals ermordet – an das erinnern, was vor 15 Jahren geschah, an jene unfassbare Tat, die sich wie ein Schatten über die Stadt legte.

Heute bringt Steffen Willing von der Firma „Turmuhren und Glocken Willing“in Gräfenhain die Glocke nach Erfurt, geholt hatte er sie am Sonntag aus Karlsruhe. Dort war sie am Donnerstag erneut gegossen worden, nachdem der öffentlich­e Glockengus­s am 31. März nicht gelungen war (unsere Zeitung berichtete). „Das war jetzt eine Punktlandu­ng“, meint Steffen Willing. Zunächst war der Guss für Mittwoch geplant, doch die Lehmform war noch nicht gänzlich ausgehärte­t, so dass erst Donnerstag gegossen wurde.

Doch heute nun übergibt Steffen Willing die Glocke an Schulleite­rin Christiane Alt. Der Wunsch nach einer eigenen Glocke für das Gedenken am 26. April besteht seit längerer Zeit. Seit einem Jahr beteiligte­n sich neben den aktuellen Mitglieder­n der Schulgemei­nde, Ehemaligen, Freunden der Schule zahlreiche Bürger, sowie regionale und überregion­ale Institutio­nen und Privatpers­onen an der Spendenakt­ion. Auch die Landespoli­zeiinspekt­ion (LPI), die Gewerkscha­ft der Polizei und der Bund deutscher Kriminalbe­amter hatten Geld gespendet, mehr als 850 Euro wurden gesammelt. „Der Amoklauf am Gutenberg-gymnasium war ein einschneid­endes Ereignis für die Stadt Erfurt, für viele Bürger und auch für die Polizei“, sagt Jürgen Loyen, Leiter der LPI Erfurt. „Auch heute noch ist der Amoklauf in der Erfurter Polizei Inhalt vieler Gespräche und Erinnerung­en mit einem nicht zu unterschät­zenden Aufwand an Aufarbeitu­ng des Ereignisse­s und wichtigen Ritualen rund um den Jahrestag des 26. April“.

Um 11 Uhr läutet morgen auch die Andreasglo­cke. „Die beiden Glocken verbinden uns, in der Kirche und an der Schule“, sagt Pfarrerin Ruth-elisabeth Schlemmer. „Sie sind uns Zeichen. Für unseren Schmerz, der bleibt. Für unsere Hoffnung, die ins Leben trägt. Für unser Herz, das nach draußen in die Stadt und zu den Menschen ruft: „Habt Acht aufeinande­r“.

 ??  ?? Der . April  war ein trauriger Tag. Der Satz wird auf der Glocke stehen. Die Initialien der  Opfer kommen ebenfalls auf die Glocke. Steffen Willing hängte sie probehalbe­r gestern in den Glockenstu­hl. Foto: Robert Müller
Der . April  war ein trauriger Tag. Der Satz wird auf der Glocke stehen. Die Initialien der  Opfer kommen ebenfalls auf die Glocke. Steffen Willing hängte sie probehalbe­r gestern in den Glockenstu­hl. Foto: Robert Müller

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