Hilfe für Kinder, deren Eltern suchtkrank sind

1125 Euro Spendengeld für Sömmerdaer Projekt „unabhängig“

Sömmerda. Wenn Eltern süchtig sind, leiden darunter insbesondere auch deren Kinder. Vier Thüringer Projekte für Kinder aus suchtbelasteten Familien erhielten gestern jeweils 1125 Euro aus dem Erlös eines Spenden-eislaufes Mitte Februar in Erfurt. Der Geschäftsführer des Fachverbandes Drogen und Suchthilfe, Jost Leune, übergab die symbolischen Schecks an die Vertreter der Projekte „Jonathan“aus Erfurt, „unabhängig“aus Sömmerda, „Zauberland“aus Nordhausen und „Baumhaus“aus Arnstadt.

Das Sömmerdaer Projekt in Trägerschaft des Arbeiter-samariter-bundes beinhaltet einen Elternund einen Kinderkurs. Ziel des Elternkurses, den Jacqueline Wedekind von der Suchtberatungsstelle leitet, ist insbesondere die Information über Hilfsangebote in der Region. Einmal pro Woche werden Themen wie Konsum, Missbrauch, Abhängigkeit besprochen. Eine Rolle spielen neben stoffgebundenen Süchten wie Alkohol oder illegalen Drogen auch die Kauf- oder die Spielsucht, erläutert Jacqueline Wedekind.

Im Kinderkurs, den Carolin Mehrmann von der Erziehungsberatungsstelle leitet, geht es vor allen Dingen darum, die eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen, Emotionen zu deuten und zuzulassen, das Tabuthema Sucht zu entmystifizieren und den Kindern zu verdeutlichen: Du bist nicht schuld.

Im Durchschnitt acht Kinder im Grundschulalter nehmen innerhalb eines Schulhalbjahres (in diesem Jahr erstmals eine ganze Woche lang in den Ferien) an dem Kurs teil, sprechen und spielen miteinander, basteln, teilen Sorgen aus dem Alltag. Utensilien wie ein Ausweg-labyrinth mit wichtigen Telefonnummern und Adressen, Signalkarten und Wutluftballons werden in einem „Bedürfniskoffer“zusammengestellt, den jedes Kind zusammen mit einem „Sorgenfresser“mit nach Hause bekommt.

Wie viele Kinder es im Landkreis gibt, die in einer suchtbelasteten Familie leben, ist nicht genau bekannt, so Sozialdezernent Thomas Schorcht vom Landratsamt. Man habe die Initiative zu dem Projekt „unabhängig“aber ergriffen, weil man immer wieder erlebte, wie die Probleme der Eltern die Kinder belasteten. Dem wolle man entgegenwirken und habe mit dem Projekt seit 2015 bisher 26 Kinder erreicht.

Das gestern erhaltene Spendengeld soll für Bastelmaterial, Zutaten für gesundes Frühstück und eine Abschlussveranstaltung verwendet werden.

Suchtberaterin Jacqueline Wedekind und Carolin Mehrmann zeigen einen Bedürfniskoffer und einen „Sorgenfresser“. Foto: Jens König