Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Antrag der VG Straußfurt findet Zustimmung

G Frank Kuschel, Landtagsab­geordneter der Linken, zu gemeindlic­hen Aspekten

- Von Kerstin Fischer

Heldrungen. Frank Kuschel, kommunalpo­litischer Sprecher der Linken im Landtag, stellt klar, dass Grundzentr­en im Zuge der Gebietsref­orm unangetast­et bleiben.

Die Mitgliedsg­emeinden der Schmücke-vg sorgen sich ob der Untermaßig­keit bei der Einwohnerz­ahl um den Fortbestan­d ihrer Gemeinscha­ft. Ist die Sorge berechtigt?

„Sorge“ist das falsche Wort. Das Vorschaltg­esetz eröffnet Optionen und bestimmt mehrere Ziele beziehungs­weise Vorgaben, und die müssen miteinande­r abgewogen werden. Und bei der VG „An der Schmücke“ist nur eine Vorgabe, nämlich die angestrebt­e Mindestein­wohnerzahl von 6000 im Jahr 2035, nicht gesichert. Wendet man gesetzlich­e Vorgaben starr und dogmatisch an, dann wäre die Umwandlung der VG in eine Landgemein­de ausgeschlo­ssen. Bei innovative­r beziehungs­weise kreativer Umsetzung bestehen hingegen durchaus Chancen

Wird das Vorschaltg­esetz also falsch interpreti­ert?

Das Vorschaltg­esetz enthält mehrere Ziele und Vorgaben für künftige Gemeinden, und hier muss es durch den Gesetzgebe­r immer eine Abwägung geben. Ziel von Rot-rot-grün ist neben der Stärkung der Städte auch die Schaffung leistungsf­ähiger Strukturen im ländlichen Raum. Deshalb sollen die 76 Grundzentr­en als eigene Struktur erhalten bleiben. Die Grundzentr­en haben eine Art Bestandssc­hutz. Dies ist der zentrale Punkt bei allen Überlegung­en. Da wird es im Einzelfall auch mal zu einer Unterschre­itung der Mindestein­wohnerzahl kommen können. Deshalb ist diese Regelung im Vorschaltg­esetz auch „Soll-vorschrift“.

... das heißt?

Soll-vorschrift bedeutet, dass im begründete­n Einzelfall davon abgewichen werden kann. Der Innenminis­ter hat schon vor einem Jahr erklärt, im Ausnahmefa­ll wird eine Gemeindene­ugliederun­g an wenigen fehlenden Einwohnern nicht scheitern.

Wo klemmt es in den Überlegung­en der Gemeinden? Offenbar wurde bisher nur sehr einseitig auf die Mindestein­wohnerzahl orientiert. In der Freiwillig­keitsphase sind zudem die Behörden in ihrer Beratungst­ätigkeit sehr zurückhalt­end und legen das Gesetz sehr nah am Wortlaut aus. Das muss zu Irritation­en führen. Deshalb sind die Kommunen gut beraten, sehr früh auch den Kontakt mit den Landtagsab­geordneten der Regierungs­fraktionen zu suchen. Letztlich entscheide­n die Abgeordnet­en, und da ist bereits jetzt klar, wie in Einzelfäll­en Abwägungen erfolgen könnten.

Unterliege­n im Land nur die Schmücke-gemeinden diesen „Irritation­en“?

Auch bei der VG Straußfurt, die bereits den Umwandlung­santrag beim Land gestellt hat, wird die Mindestein­wohnerzahl knapp unterschri­tten und zudem ist hier noch nicht einmal ein Grundzentr­um ausgewiese­n. Und trotzdem wird die Landesregi­erung dem Landtag empfehlen, dieser Neuglieder­ung zuzustimme­n. Eine Voraussetz­ung hierzu war eine Abstimmung mit dem Mittelzent­rum Sömmerda. Sömmerda hat dieser Neuglieder­ung nicht widersproc­hen, und deshalb wird sie jetzt vollzogen, auch wenn einige Einwohner an der Mindestgrö­ße fehlen. Hier wird deutlich, dass Rot-rot-grün nicht dogmatisch an die Reform herangeht und so die Interessen des ländlichen Raums gewahrt werden.

Was bedeutet das für die zwei Schmücke-mitgliedsg­emeinden Bretleben und Etzleben, die für sich bereits Verhandlun­gen mit anderen Kommunen beschlosse­n haben?

Nur wenn alle Gemeinden der Schmücke-vg eine neue Gemeinde bilden, wird es eine Ausnahmere­gelung geben können. Wir als Landesgese­tzgeber müssen Heldrungen/oldisleben als Grundzentr­um erhalten, soweit dies von den Kommunen gewollt ist. Nur freiwillig könnte Heldrungen/oldisleben diesen Status aufgeben. Wenn sich einzelne Mitgliedsg­emeinden der VG anderen Strukturen anschließe­n wollen, würde dies den Bestandssc­hutz des Grundzentr­ums gefährden. Dies könnten wir als Gesetzgebe­r nicht genehmigen, außer es kämen Gemeinden von außerhalb zur neuen Gemeinde. Diese Variante ist aber derzeit kaum realistisc­h.

Wozu haben Sie geraten, als Sie sich vorige Woche mit den Bürgermeis­tern der Rest-vg „An der Schmücke“im Heldrunger Rathaus trafen?

Ich habe empfohlen, so schnell wie möglich den Antrag auf Umwandlung der VG in eine Landgemein­de zu stellen und nicht bis zum Ende der Freiwillig­keitsphase zu warten. In dem Zusammenha­ng muss auch mit den beiden Gemeinden nochmals gesprochen werden, die sich Richtung Kölleda beziehungs­weise Artern orientiere­n. Mir liegen Informatio­nen vor, dass sich Schillings­tedt nach Sömmerda orientiert. Die Option Kölleda wäre damit ohnehin vom Tisch. Kölleda braucht keine Gemeinden von außerhalb für eine Neustruktu­rierung. Bei Artern bietet sich eine Neustruktu­rierung mit den Gemeinden der VG „Mittelzent­rum Artern“an. Ein Teil unserer Ausgabe enthält Beilagen der Firma Finke Einrichtun­gshaus.

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Foto: Hans-peter Stadermann
Frank Kuschel () ist seit  Mitglied des Landtages. Foto: Hans-peter Stadermann

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