Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Ein grünes Paradies
E O-G-R R U 2017 Sibylle und Karsten
Rastenberg. „Hier regnet es nie“, sagt Karsten Künzler und blickt hinauf in den Himmel, wo eine dunkle Regenwolke heranzieht. Wenig später fällt ein kräftiger Guss auf die grüne Oase mitten in der Stadt. Auf dem Frauenmantel, der als Randbepflanzung der Beete dient, perlen die Regentropfen ab und bilden ein funkelndes Netz.
Wer den Garten von Sibylle und Karsten Künzler in Rastenberg durch das kleine Tor an der Mühlstraße betritt, ahnt nicht sofort, welche Pracht ihn erwartet. Stück für Stück erschließt sich beim Rundgang entlang der Beete und auf den Wegen durch die Wildblumenwiese, die nur zweimal im Jahr mit der Sense gemäht wird, das Paradies, das sich die beiden 51-Jährigen geschaffen haben.
Durch eine Pergola, die von den Kletterrosen erst zum Teil erobert wurde, fällt der Blick auf ein reich bepflanztes Areal. Knoblauch, Erdbeeren, Kartoffeln, zehn Sorten Tomaten, Rote Beete, Mangold, Zucchini, Hokkaido, Zwiebeln und Möhren in klassischer Mischkultur wachsen hier.
Gemüse und Obst sind Karsten Künzlers Bereich. Der gelernte Tischler arbeitet seit zwei Jahren auch beruflich in einer Gärtnerei. Auch wenn er den Garten am liebsten naturbelassen mag, freut er sich, wenn auf den Beeten alles in Reih und Glied gedeiht. Für die Tomaten ließ er sich in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen. An jeder Pflanze hat er mit Ziegelsteinen, die vom alten Gartenhaus übrig waren, im Halbrund einen kleinen Schutzwall errichtet. Er wird schauen, ob es etwas bringt.
Eine Trockenmauer trennt den Nutzgarten zur Wiese hin ab. „Ich mag einfach Steine“, sagt Karsten Künzler. Und es soll möglichst viel summen und brummen in der grünen Oase, es soll Leben im Garten sein. Ein verrottender Holzstamm im Gras, selbst gefertigte Wildbienen-hotels, Katzenminze für die Bienen oder extra angesiedelte Brennesseln an der Gartenmauer sind Einladungen für kleine Lebewesen. Weil die Amseln es im Rindenmulch um die Heidelbeeren dann doch zu bunt trieben, hat Karsten Künzler auf einem der beiden Rundbeete Baumscheiben und kleine Steinchen verlegt. Den Gartenteich nebenan, der vor eineinhalb Jahren entstand, hatten schnell Molche erobert. Kröten und Grasfrösche laichten im Wasser. Ein einziges Gewimmel.
Künzlers öffnen ihr Refugium seit vielen Jahren am Tag der offenen Gärten für Besucher, erstmals 2004. Damals hatten sie das 2500 Quadratmeter große Areal an der Lossa noch gepachtet. Der Pachtvertrag endete und die Gartenfreunde zogen 2009 mitsamt vieler Pflanzen in eine Kleingartenanlage um. Nach einem Jahr Pause öffneten sie