Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Geduld und eine gute medikamentöse Schmerztherapie“
TA-F G Fragen und Antworten zu Brustschmerzen, deren Diagnose und Therapiemöglichkeiten
Erfurt. Durchblutungsstörungen im Herzmuskel führen die Liste der Todesursachen in Deutschland und der entwickelten Welt an. Das machte Prof. Dr. Henning Ebelt beim Ta-forum Gesundheit im Katholischen Krankenhaus in Erfurt deutlich. Der Chefarzt für Innere Medizin Ii/kardiologie und Internistische Intensivmedizin eröffnete die Ta-sprechstunde mit seinem Vortrag zu Brustschmerzen, deren Diagnose und Therapiemöglichkeiten. Für die folgende Fragerunde standen neben dem Referenten auch Dr. Reinhard J. Kalinski, Dr. Karsten Gruner und Dr. Stefan Dammers Rede und Antwort.
Ich schwimme regelmäßig 1000 Meter im Schwimmbad. Nach etwa 250 bis 300 Metern bekomme ich Brustschmerzen, kann aber nach einer kleinen Pause die 1000 Meter absolvieren. Gilt für mich die stabile Angina pectoris?
Henning Ebelt: Es ist in der Tat sehr verdächtig, dass es sich bei den angegebenen Symptomen um Durchblutungsstörungen handeln könnte. Ich muss das etwas vorsichtig formulieren, denn es gibt eine Reihe von anderen Erkrankungen, die auch solche Symptome auslösen können. Aber gerade wenn das Engegefühl in der Brust bei Belastung auftritt, könnte eine koronare Herzerkrankung vorliegen. Man sollte das auf jeden Fall weiter abklären. Wenn das EKG und der Fahrrad-belastungstest nicht aussagekräftig sind, würde ich Ihnen zu einem Stressecho oder zu einer Herzkatheteruntersuchung raten.
Ich leide seit drei Jahren an Vorhofflimmern. Das trat anfangs wenig auf, mittlerweile aber sehr stark und spürbar. Was gibt es für Möglichkeiten, das zu behandeln?
Ebelt: Also Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die unbedingt abgeklärt werden sollte. Das Erste, was ich vorwegschicken möchte: Das Wichtigste ist, dass Sie die richtigen Blutverdünner einnehmen. Denn Vorhofflimmern ist mit dem Risiko für Schlaganfälle vergesellschaftet. Wenn Sie unter dem Gefühl des unregelmäßigen Herzschlags leiden, dann wäre eine Möglichkeit, das mit Tabletten zu behandeln. Oder es aber durch einen Kathetereingriff veröden zu lassen. Die Rhythmusstörungen kommen beim Vorhofflimmern aus bestimmten Strukturen im Herzen und die kann man isolieren. Das heißt, man setzt eine kleine Narbe um diese Strukturen und die Rhythmusstörungen kommen nicht mehr bis zum Herzen durch. Das würde ich Ihnen wahrscheinlich empfehlen.
Ich hatte vor zwei Jahren eine Herz-op. Wenn ich mich tagsüber anstrenge, bekomme ich nachts Schmerzen im Brustbereich und Angstgefühle. Mein Kardiologe sagte mir, dass käme von der Wirbelsäule. Karsten Gruner: Das kann ich Ihnen nicht so genau beantworten. Bei Patienten mit Rückenschmerzen steht das Angstgefühl eigentlich nicht so im Vordergrund. Das sind eher andere Beschwerden, wie Probleme beim Laufen oder bestimmte Bewegungsabläufe, die nicht mehr machbar sind. Aber Schmerzen im Brustbereich sind eher nicht auf Wirbelsäulenerkrankungen zurückzuführen. Es ist zwar möglich, aber ich halte es für eher unwahrscheinlich.
Wie äußern sich refluxbedingte Probleme beim Patienten? Reinhard J. Kalinski: Der Reflux kann zu unterschiedlichen Tageszeiten auftreten. Manche Patienten haben eher tagsüber Beschwerden, die auch durch das Essen hervorgerufen werden können. Es gibt Nahrungsmittel, die das begünstigen. Manche sind eher in der Nacht betroffen, so dass sie mit erhobenem Oberkörper schlafen müssen. Grundsätzlich gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, den Reflux mit Säureblockern zu behandeln.
Wie behandelt man Brustschmerzen nach einer Thoraxprellung nach einem Unfall? Gruner: Die Schwere der Brustkorbverletzungen hat in den letzten 20 Jahren rasant abgenommen. Wenn Sie einen Verkehrsunfall erleiden und angeschnallt sind, steht der Brustschmerz über dem Brustbein im Vordergrund, ausgelöst durch das Straffen des Gurtes. Das kann bis hin zu einem Bruch des Brustbeines gehen, was wir gar nicht so selten sehen. Die Brustbeinfrakturen heilen zu 99 Prozent von allein. Es bedarf Geduld und einer guten medikamentösen Schmerztherapie.
Meine Frau hatte vor zwei Jahren einen Schlaganfall und möchte jetzt wieder Autofahren. Darf sie das?
Stefan Dammers: Es gibt kein Gesetz, dass Ihrer Frau verbietet, Auto zu fahren. Jeder, der als Fahrer eine Fahrt antritt, muss sich vorher überzeugen, dass er sich in einem gesundheitlichen Zustand befindet, der es ihm erlaubt, ein Auto zu steuern. Das gilt für alle Gesundheitsstörungen mit einer Ausnahme: Epilepsie. Da muss man bestimmte Karenzzeiten einhalten, bis man sich an das Steuer setzen darf.
Das nächste Ta-forum Gesundheit findet . Mai um Uhr im Hufeland-klinikum Mühlhausen statt. Im Vortrag geht es um das Thema Krebs.