Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Unbeschwert wie ein Kind...
Ab wann ist man eigentlich erwachsen? Mit der Volljährigkeit? Oder dem Auszug bei den Eltern? Mit dem ersten Job?
Manch einer wird vielleicht nie erwachsen sein und ein anderer ist es schon in der Kindheit. Wann haben Sie sich zum ersten Mal erwachsen gefühlt? Und wann stellen Sie es in Frage, erwachsen zu sein?
Frei nach dem Motto: „Wecke das Kind in dir!“, habe ich erst kürzlich das Erwachsensein links liegen lassen und für einen Moment das Kindsein gelebt.
Auf einem Spaziergang in der Sonntagssonne schlenderte ich völlig unbedacht an einer Schaukel vorbei. Doch plötzlich meldete sich das Kind in mir und steuerte schnurstracks auf den leeren Hängesitz zu.
Kopf aus, Genuss an! Schnell hatte ich eine große Bewegungsamplitude und schloss die Augen. Ein Moment zum Genießen. Ein Moment völliger Unbeschwertheit. Ein Gefühl des Glücks.
Manchmal sind es genau diese Augenblicke, welche uns den nötigen Ausgleich zum meist steifen Erwachsenendasein gewähren. Die uns all seine lästigen Verpflichtungen und starren Verhaltensmuster vergessen lassen und uns daran erinnern, mal wieder Pause zu machen und frei zu sein. Karin Wettig (61), Yoga-Lehrerin, aus Rastenberg:
Ich komme gerade vom Einkaufen aus der Kaufhalle in Wiehe. Dort habe ich eine alte Bekannte nach langer Zeit wieder getroffen. Jetzt geht es erst einmal wieder nach Hause, denn meine nächsten Yogakurse stehen auch schon an. Als Yoga-Lehrerin gehe ich die Dinge generell ganz entspannt an.
Foto: Steffen Högemann
Das Grubenhaus ist für ihn besonders interessant, wurden solche Gebäude im 3. und 4. Jahrhundert nach Christi Geburt, also in der späten römischen Kaiserzeit, doch überwiegend für handwerkliche oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten genutzt. „Sie dienten vor allem zum Weben. Durch die eingetieften Räume herrschte eine höhere Luftfeuchtigkeit, was die Verarbeitung von Fasern vereinfachte“, erklärt er. Auf einen Webstuhl stießen die Mitarbeiter jedoch nicht. Der Fachmann vermutet, dass das Haus seine eigentliche Funktion verloren hatte und als Entsorgungsort für Siedlungsabfall diente. „Ein Glücksfall für uns Archäologen“, sagt Wechler. Gefunden hat sein Team schwarz-glänzende Keramikscherben mit Sparrenmuster, Steine und Nahrungsabfälle in Form von Tierknochen. Die von Hand gefertigten Gefäße sind nach Form und Dekor ein Indiz für die späte römische Kaiserzeit. „Erst in den folgenden Jahrhunderten werden diese zunehmend durch Drehscheibenkeramik ersetzt“, erklärt der Grabungsleiter.
Insgesamt 270 Funde haben die Mitarbeiter im Bereich der Baustraße und des südlichen Areals aus der Erde geholt, gereinigt, getrocknet und inventarisiert. Eine Streitaxt gehört ebenfalls zu den Funden. Zu diesem „besonderen Stück“sind weitere Recherchen notwendig. Geklärt werden müsse, ob die Axt thüringischen Ursprungs sei. Die Form nämlich deute auf Skandinavien hin. Fest stehe jedoch, dass sie aus der Bronzezeit stamme. Weitere interessante Funde gehören, wie das Grubenhaus, in die Zeit der germanischen Besiedlung. Als Abfall der Kammproduktion gelangte ein Stück Hirschgeweih mit Sägespuren in die Erde. Aus seiner äußeren, harten Schicht wurden Plättchen geschnitten, in die man die Zähne des Kammes aussägte. Das schwerste und größte Fundstück der bisherigen Grabungen ist eine Drehmühle, ebenfalls aus dem Bereich der Baustraße.
Alle Funde kommen ins archäologische Landesamt nach Weimar, wo es auch eine Restaurierungswerkstatt gibt. Ist ein besonders schönes Stück dabei, wird es den Weg in die Ausstellung finden, kündigt KlausPeter Wechler an. Eine Sonderausstellung zu den Grabungen an der Kiebitzhöhe werde es auf jeden Fall geben.
Abgeschlossen sind die Arbeiten in Kölleda nicht. Insgesamt werden die Archäologen auf den immerhin 20 Hektar Fläche zwei Jahre zu Gange sein, kündigt er an. In der nächsten Woche gehen die Ausgrabungen im Norden des Areals weiter. Bekannt ist, dass es dort ein Hügelgräberfeld gibt, vermutlich aus der Bronzezeit. Geomagnetische Untersuchungen hatten 2005 Hinweise auf die Gräber gegeben. Damals konnten 62 Umfassungsgräben von Grabhügeln sowie Reste von Bestattungen lokalisiert werden. Das Areal ist seit Jahrhunderten überpflügt worden, dennoch ist die Hoffnung der Archäologen groß, hier auf interessante Funde zu stoßen und damit mehr Informationen zum Umfeld des Leubinger Fürsten zu erhalten.