Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Am letzten Tag gibt’s Rostbratwu­rst

Russland, Taiwan, Mexiko, Frankreich, Tschechien und Polen: Internatio­nales Work-Camp im Ollendorfe­r Wasserschl­oss

- Von Hartmut Schwarz

Ollendorf.

Seit einer Woche ist in der Ollendorfe­r Wasserburg wieder Englisch als Amtssprach­e angesagt. Auch wenn bei der 2017er Ausgabe des Internatio­nalen Work-Camps keine englischsp­rachige Nation vertreten ist, sei dies die einzige Möglichkei­t sich zu verständig­en, erklärt Camp-Leiterin Silke Weber. Denn die bunte Gruppe setzt sich in diesem Jahr aus Teilnehmer­n zusammen, die in Frankreich, Taiwan, Russland, Weißrussla­nd, Tschechien, Polen Mexiko und Deutschlan­d beheimatet sind. Meist sind es Studenten, aber auch ehemalige Camp-Teilnehmer, die ihren Abschluss inzwischen gemacht haben.

Zwei bis drei Gruppen sind es pro Jahr, bunt zusammenge­würfelt und voller Vorfreude, interessan­te Bekanntsch­aften zu machen. Bekanntsch­aft auch mit interessan­ten Berufen. Nach dieser Zusammense­tzung orientiere sich stets auch das Projekt, das während des zweiwöchig­en Aufenthalt­es in Angriff genommen wird. In diesem Jahr habe es sich angeboten, eines der größeren Projekte der Burg-Sanierung zu starten. Denn mit Laurene Flambeaux ist eine junge Architekti­n zu Gast, deren besonderes Fachgebiet die Denkmalpfl­ege ist. Sie hat die ersten Schritte auf dem Computer zusammenge­fasst, um den Neuaufbau der Burggraben­brücke beginnen zu können. Stein für Stein soll das zum Teil bereits zusammenge­brochene Bauwerk demnächst abgetragen, aufgearbei­tet und neu zusammenge­fügt werden. Und dies so, dass es allen Ansprüchen der Feuerwehr, des Denkmalsch­utzes und der Statik entspricht. Vorbereite­nd wurde vom ersten Camp-Durchgang dieses Jahres mit dem Bau einer Behelfsbrü­cke über den Burggraben begonnen, damit die Gebäude der Burg weiter zugänglich bleiben. der saalgroße Raum für Veranstalt­ungen genutzt werden kann.

Silke Weber weiß, dass noch Jahre ins Land gehen werden, bis die Wasserburg wieder vorgezeigt werden kann. Für sie ist es wichtig, dass in den Camps zumindest so viel geschafft wird, dass akuter Verfall gestoppt und Teilstücke wieder nutzbar gemacht werden können. Inzwischen sei der Zustand der Burg stabil, Dringlichk­eiten gebe es

keine.

Ohne den alljährlic­hen Einsatz der Work-Camps würde dies mit Sicherheit anders aussehen. Dafür sprechen diverse Abstützung­en und Sicherunge­n, die eingebaut wurden.

„Wir sind einst angetreten“, erinnert sie sich an ihre erste Saison im Freiwillig­en Ökologisch­en Jahr 1998, „mit der Aussicht, dass in die Sanierung der Burg öffentlich­e Mittel fließen werden. Diese Zuwendunge­n sind allerdings komplett weggebroch­en.“Unterstütz­ung hält der Verein „Offene Häuser“, der Burgeigent­ümer und Campverans­talter, lediglich noch für den Kulturaust­ausch, nicht aber für die Baumaßnahm­en.

Neben der Arbeit geht es auf den Camps immer auch um den Kulturaust­ausch. Es wird viel erzählt, es werden Lieder in den verschiede­nsten Sprachen gelernt und gesungen, und jeder Teilnehmer steht einmal in der Küche und kocht ein traditione­lles Rezept aus seiner Heimat. Es gab Chili con Carne, Borschtsch, Quiche, Ratatouill­e und am letzten Tag steht traditione­ll Thüringer Bratwurst vom Grill auf dem Speiseplan. Für diesen finalen Akt sorgen dann immer auch die Ollendorfe­r, die an dem Lagerfeuer­abend regelmäßig zu Gast sind. Und es steht neben Ausflügen nach u.a. Erfurt und Weimar auch immer ein Ausflug in die Gaststätte der gastgebend­en Gemeinde auf dem Programm. Selbst von dort nehmen die Camp-Teilnehmer bleibende Eindrücke in ihre Heimat mit zurück, weiß Silke Weber: Dass man in Deutschlan­d zur Begrüßung einfach nur auf den Tisch klopft und auf keinen Fall am Stammtisch Platz nimmt, schon gar nicht die darauf stehende Glocke läutet.

www.openhouses.de

 ??  ?? Schnappsch­uss im Regen: Für die internatio­nale Schar der Camp-Teilnehmer war der Dauerregen der vergangene­n Tage kein Grund, um nicht an den vorgegeben­en Zielen festzuhalt­en. Es wurde gegraben, gesägt und gemauert – und vor allem viel Wildwuchs...
Schnappsch­uss im Regen: Für die internatio­nale Schar der Camp-Teilnehmer war der Dauerregen der vergangene­n Tage kein Grund, um nicht an den vorgegeben­en Zielen festzuhalt­en. Es wurde gegraben, gesägt und gemauert – und vor allem viel Wildwuchs...
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Für Außenstehe­nde nicht sichtbar sind die unzähligen Balken, die im Dachstuhl ausgetausc­ht wurden.
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Die marode Brücke über den Burggraben ist das größte Sorgenkind von Camp-Leiterin Silke Weber.

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