Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Maria mit dem Einhorn zieht von Weimar nach Mühlhausen
Museen richten ab Herbst Ausstellung in der Marienkirche aus. Skulptur von Thomas Müntzer soll stehen bleiben
Mühlhausen.
Vom vollständigen Altarwerk bis hin zu einzelnen Gemälden und Heiligenskulpturen – mit 60 bis 70 Werken beziehungsweise Werkgruppen entsteht mithilfe der Klassik-Stiftung Weimar in der Mühlhäuser Marienkirche die bislang umfangreichste Exposition mittelalterlicher Bildwerke aus Thüringen.
Möglich macht dies eine Kooperation zwischen der Stiftung und den Mühlhäuser Museen, die vom Land Thüringen als bisher einzigartig gewürdigt und gefördert wird. Dabei soll die überregional bedeutende Sammlung mittelalterlicher Kunstwerke des Weimarer Schlossmuseums ab Herbst in der Mühlhäuser Marienkirche gezeigt werden, einem der größten gotischen Kirchenbauten Thüringens.
Für die baulichen Maßnahmen in der Marienkirche am Obermarkt, die Ausstellungsgestaltung und -vermittlung werden 250 000 Euro Fördermittel des Landes aus dem Kommunalen Investitionsprogramm zur Verfügung gestellt, teilte das Kulturministerium mit.
Es ist dabei laut Thomas T. Müller, Direktor der Mühlhäuser Museen, „ein ziemlich ausführlicher Umbau“notwendig. Gezeigt werden die Objekte in den vier Seitenschiffen der Marienkirche. „Die bieten viel Platz, 700 Quadratmeter, da kann man einiges bewegen.“Die Ausstellung wird unter dem Titel „Von Einhörnern und Drachentötern – Mittelalterliche Kunst aus Thüringen“stehen. Mehr als vier Jahre lang hatte Müller zuvor mit den Weimarern über die Übernahme der Skulpturen verhandelt. Die sollen nun für fünf Jahre in Mühlhausen zu sehen sein – mit der Option auf eine Verlängerung.
„Die hohe stilistische Qualität und Vielfalt der Weimarer Sammlung bietet in seltener Vollständigkeit einen Querschnitt über die wichtigsten regionalen sowie überregionalen Kunstströmungen des mittelalterlichen Thüringen“, meint auch Friedrich Staemmler, der Fachreferent für Kunst bei den Mühlhäuser Museen. Werke aus den damaligen Kunstzentren Erfurt, Saalfeld und Altenburg würden beispielsweise durch wichtige Künstler wie Franz Geringswald sowie Peter und Jakob Naumann oder den Meister des Meckfelder Altars gestellt.
In einigen repräsentativen Gemälden äußere sich außerdem der Einfluss Albrecht Dürers und seines Lehrers Michael Wohlgemuth.
Geplant sind folgende Themenbereiche: die Pfarrkirche als heiliger Ort, Thüringer Altarwerkstätten, die Auftraggeber sowie Marien-, Christusund Heiligenkult. Auch in Nordwestthüringen habe es Altarwerkstätten gegeben. Allerdings seien die nur wenig erforscht.
„Man kann keine Namen nennen; es wurden immer nur Notnamen verwendet nach den jeweiligen Werken – Meister des Molschlebener Altars zum Beispiel“, so Staemmler. Die Ausstellung will man, wie MuseenChef Müller sagt, zum Anlass nehmen für ein Forschungsprojekt und eine sich anschließende Tagung.
Auch Kultusminister BenjaminImmanuel Hoff (Linke) konstatierte in einer Mitteilung seines Ministeriums: „Thüringen war Knotenpunkt des mittelalterlichen künstlerischen Austausches zwischen den Regionen Franken, Ober- und Niedersachsen sowie Hessen, wie der Sammlungsbestand hervorragend unterstreicht. Diese Verbindungen erkennbar werden zu lassen, ist ein weiteres kulturtouristisches Highlight im Freistaat.“
Für die Gesamtinstandsetzung des Stadtschlosses in Weimar hätten die Werke im Erdgeschoss ohnehin abgebaut werden müssen. Zudem werde das gesamte Schloss ab Sommer für planerische Vorarbeiten geschlossen, bevor laut Ministerium im Sommer die Sanierung beginnen soll.
In Mühlhausen soll die Ausstellung im Herbst eröffnet werden. Ebenfalls neu konzipiert wird in diesem Zusammenhang die ThomasMüntzer-Ausstellung in der Marienkirche.
Mehr als vier Jahre lang verhandelt