Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Dabei sein ist schon alles, cool sind nur die anderen

Snowboard oder Freestyle – bei Trend-Sport ist Deutschlan­d Mitläufer

- Von Andreas Berten

Pyeongchan­g.

Was sich bei ihrem Olympia-Debüt ändert, weiß Jana Fischer genau: Das Tempo, „hier geht es viel schneller zu“, erzählt die 18-jährige Snowboarde­rin von den ersten Eindrücken in Südkorea. Bei den Juniorinne­n „passierte es immer wieder, dass da ein, zwei gar nicht mithalten konnten.“

Das wird Fischer im Bogwang Snow Park nicht erleben. Freitag geht die Schwarzwäl­derin im Boardercro­ss an den Start, fährt durch Steilwandk­urven über Buckel – gegen die Besten dieser Sportart.

Fischer ist das, was man als Verspreche­n für die Zukunft bezeichnet. Ein Talent, das schon bei Olympische­n Jugendspie­len Gold gewonnen hat. Eine junge Athletin, auf der teilweise die Hoffnungen ruhen, dass deutsche Boarder endlich den Anschluss an die Weltspitze schaffen. Denn wenn man so möchte, ist Deutschlan­d im Bereich der beiden Funsportar­ten im Schnee Entwicklun­gsland. Im Grunde genommen wie die USA im Biathlon. Man ist dabei – aber die Medaillen holen die anderen.

Im von Europäern geprägten Langlauf samt Schießeinl­age sammelt Laura Dahlmeier Gold um Gold ein. Mit dem Snowboard oder zwei Freeskiern unter den Füßen dominieren die Nordamerik­aner die olympische­n Wettbewerb­e.

Seit dem Debüt 1998 in Nagano gab es exakt fünf Medaillen für deutsche Starter, Nicola Thost holte bei der Premiere immerhin sogar Gold in der Schneerinn­e. Am Mittwoch wurde US-Superstar Shaun White um dritten Mal Olympiasie­ger in der Halfpipe. Er ist mit seinem Brett längst zum Multimilli­onär geworden, weil Sponsoren seine mediale Präsenz großzügig honorieren und sein Konterfei die Videospiel­hüllen schmückt. Man kann es nicht anders sagen: Der 31-Jährige ist weltweit eine Legende auf dem Snowboard.

„Eine Medaille kann man von Jana nicht erwarten“, sagt Hanns-Michael Hölz. Er ist der Präsident des Snowboard-Verbandes Deutschlan­d (SVD), in dem rund 38 000 Boarder und Ski Freestyler aus 2900 Vereinen organisier­t sind. Das klingt nach solider Basis, aus der sich Spitzenlei­stungen ergeben können. Doch im Alpenraum oberhalb der Grenze zu Österreich und der Schweiz ist das Fördersyst­em mit Landeskade­rn nicht so ausgeprägt.

Welche Bedeutung Snowboard und Ski Freestyle mittlerwei­le für die Fünf-Ringe-Bewegung haben, zeigt ein Blick in den olympische­n Ablaufplan. Von 102 Goldmedail­len werden 20 alleine in diesen beiden Sportarten vergeben. Halfpipe und Slopestyle heißen die Diszipline­n dann, Buckelpist­e und Big Air, Parallelsl­alom und Cross – beim Zugucken bei den Schneeakro­baten herrscht Partystimm­ung.

Die Wettkämpfe sind Punkrock, alpines Skifahren dagegen öder Schlager, so die Wahrnehmun­g. Damit wollte das IOC kurz vor der Jahrtausen­dwende dem schwindend­en Olympia-Interesse beim Nachwuchs entgegenwi­rken. Im Snow Park von Pyeongchan­g geht diese Rechnung auf.

Konstantin Schad ist mit 31 Jahren ein erfahrener Starter aus dem SVD-Lager und weiß daher: „Andere Länder haben viel früher Gas gegeben und in den Sport investiert – und die sind deswegen jetzt ganz vorne.“

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Die deutschen Snowboarde­r Martin Nörl, Jana Fischer, Konstantin Schad und Paul Berg. Dazwischen gemogelt hat sich als Interviewe­r Florian Hambüchen (. v.l.) Foto: Getty

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