Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Weißenseer Musiker spielen für Weißenseer Orgel
In Eigeninitiative entsteht ein Projektensemble, das Mitstreiter ins Boot geholt hat. Benefizkonzert am 20. Oktober
Etwas habe ich schon gebraucht, um zu verstehen, um was es eigentlich geht. Im Werbeblock im TV wurden Menschen gezeigt, die nahe an der Verzweiflung waren, dem Untergang geweiht – weil ihnen etwas fehlte. Nachdem die Werbung mehrmals lief, habe ich geschnallt – es ging um dem Speicherplatz auf dem Smartphone.
Für mich war diese Panik schon etwas beängstigend. Da ich selbst kein Smartphone habe und es nicht vermisse, fällt mir das Verständnis schwer. Was wird da gespeichert? Und warum ist das so existenziell. Irgendwie ticke ich da anders.
Wenn der Speicher voll ist, kann ich mich mit anderen Sachen beschäftigen – oder Feierabend machen. Gefüllte Speicher haben für mich etwas Positives. Ist mein Bierglas voll, kann ich mich zurücklehnen, ist die Wanne voll, kann ich das Bad genießen, ist der Tank voll, fühle ich mich auf der Straße auf der sicheren Seite.
Hätte ich ein Smartphone, könnte ich es nicht erwarten, dass der Speicher endlich voll ist – und ich meine Ruhe habe. Weißensee. Als Tierärztin ist Irina Rusch in Weißensee und Umgebung vielen bekannt, weniger allerdings als Violinistin. Im Alter von neun Jahren hat sie mit dem Geigenspiel begonnen und es mehr oder weniger intensiv fortgeführt. „Zum Vergnügen, nicht zum Broterwerb“, entschied sie sich später als Jugendliche gegen ein Musikstudium und für die Veterinärmedizin. Das Musizieren blieb ihr Hobby.
In Kürze ist die Weißenseerin an Violine und Bratsche zu erleben. In einem Benefizkonzert, das sie mit befreundeten Musikern auf die Beine stellt. „Als es erste Benefizkonzerte für die Restaurierung der StadtkirchenOrgel gab, kam mir der Gedanke: Wir Weißenseer können das auch“, erinnert sich Irina Rusch an die Anfänge ihres Vorhabens. Das war Ende letzten Jahres. Das Projekt unter dem Arbeitstitel „Weißenseer Musiker spielen für Weißensees Orgel“nahm immer breiteren Raum in Ruschs Gedanken ein, die Vorstellungen wurden konkreter.
„Ich habe Bekannte angerufen und sie für das Projekt begeistern können“, freut sich die Initiatorin. Inzwischen steht bereits das Programm für das Benefizkonzert am 20. Oktober und die Proben gehen in die heiße Phase. Mit dem Sömmerdaer Musiker Werner Aßmann (Violine), Dieter Sommer (1. Geiger) und Jürgen Gumpert (Kontrabass) vom Philharmonischen Orchester am Theater Erfurt sowie der Weißenseer Musikerin Constanze Schmidt (Cello) hat sich das „Projektensemble Weißensee“komplettiert.
Irina Rusch konnte weiterhin den Sömmerdaer Chor „KleinLaut“und die Zupfergruppe des Kunstvereins Sömmerda für das Benefizkonzert gewinnen. Die darzubietenden Musikstücke reichen vom Barock bis in die 1990er Jahre. „Die Zuhörer dürfen gespannt sein auf Werke von Pachelbel, Händel, Bach, Schubert und Jenkins“, blickt Irina Rusch voraus. Der Chor habe Musikstücke von Bach, Mendelssohn und Mozart im Repertoire – und die Zupfergruppe Werke unter anderem von Bach.
Die Stadt Weißensee hat die Bewerbung des Konzertes übernommen und ein Plakat entworfen, das demnächst in Druck geht. Die Initiatorin ist optimistisch: „Ich möchte die Kirche voll kriegen“. Die Besucher haben freien Eintritt in die Stadtund Kulturkirche und freie Platzwahl, werden aber um eine angemessene Spende gebeten. „Damit das letzte unsanierte Stück unserer schönen Kirche restauriert werden kann.“
▶ . Oktober, Uhr, Weißensee, Stadtkirche St. Peter & Paul, Benefizkonzert zugunsten der Orgel, Eintritt frei, um Spenden wird gebeten