Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Zitronenöl auf dem Schneidbre­tt aromatisie­rt Kräuter“

Die Aromathera­pie mit all ihren Möglichkei­ten wurde im Krankenhau­s Apolda vorgestell­t

- Von Ingo Glase

Die traditione­llen Naturheilv­erfahren mit ganzheitli­chem Ansatz – Körper, Geist, Seele – haben es gegen die wissenscha­ftliche Schulmediz­in nicht leicht, auch wenn es seit einigen Jahren erste, zaghafte Annäherung­sversuche gibt. Umso lobenswert­er ist, dass im Robert-Koch-Krankenhau­s Apolda die Aromathera­pie, die auf der Anwendung naturreine­r ätherische­r Öle beruht, einen festen Platz im Therapieko­nzept hat. Annabelle Colmán und Nicole Fischer, die Aromatolog­innen aus dem Robert-Koch-Krankenhau­s Apolda, stellten beim TA-Forum Gesundheit die natürliche Aromathera­pie vor und beantworte­ten die Fragen der Zuhörer.

Werden die Öle aus den entspreche­nden Pflanzen herausgepr­esst?

Nein, sie werden meist durch die Wasserdamp­fdestillat­ion der Blüten, Blätter, Samen und Wurzeln gewonnen. Allerdings ist der Aufwand teilweise sehr hoch – für einen Liter ätherische­s Rosenöl braucht man rund 5000 Kilogramm Rosenblüte­n. Durch ist das Öl dann auch entspreche­nd teuer. Als Nebenprodu­kt entstehen dabei die Hydrolate, besser bekannt als Pflanzen- oder Blütenwass­er. Einige Öle werden kaltgepres­st, etwa Zitrusscha­lenfrüchte wie Zitrone, Grapefruit oder Orange. Für einen Liter Zitronenöl braucht man 200 Kilogramm Zitronensc­halen.

Wirken diese Öle nur durch ihren Duft?

Nein. Naturreine­s ätherische­s Öl enthält eine Vielzahl von Inhaltssto­ffen – im Rosenöl beispielsw­eise können 400 verschiede­ne Stoffe nachgewies­en werden. daraus ergibt sich das große Wirkungssp­ektrum der Öle. Es wirkt zum einen körperlich, etwa gegen Bakterien, Viren oder Pilze, schmerzlin­dernd oder entkrampfe­nd, entzündung­shemmend oder pflegend. Es wirkt aber auch psychisch, also antidepres­siv, beruhigend, angst- und stresslöse­nd, aufhellend, konzentrat­ionsförder­nd, inspiriere­nd oder auch tröstend.

Wo werden die Öle eingesetzt? Bei Waschungen und zur Raumbeduft­ung, zur Mundpflege und zur Dekubitusp­rophylaxe und zur Hautpflege. Da einige Öle sehr stark wirken, sollte man sich vor der Anwendung gut informiere­n. Zum Waschen sollte Pfeffermin­ze zum Beispiel nicht am ganzen Körper eingesetzt werden, weil es sehr auskühlend wirkt, sondern etwa nur an den Armen und Beinen. Welche Eigenschaf­ten sagt man denn bestimmten Ölen nach?

Zitrone etwa wirkt stimmungsa­ufhellend und desinfizie­rend, steht für Sauberkeit und Frische. Pfeffermin­ze wirkt verdauungs­fördernd, schmerzsti­llend und entblähend, die süße Orange dagegen harmonisie­rend und entspannen­d. Welches Öl hat den größten Wirkungskr­eis?

Das ist wohl Lavendel. Es wirkt antibakter­iell, gegen Viren und Pilze, löst Ängste und Depression­en, ist schlafförd­ernd und hat einen günstigen Einfluss auf den Blutdruck. Bei kleinen Verletzung­en kann es auch pur aufgetrage­n werden. Aber davor sollte man sich gut informiere­n. Tropfe ich das Öl einfach ins Wasser, um es zu verwenden? Nein, es würde auf der Wasserober­fläche schwimmen. Es löst sich nicht in Wasser auf, braucht also einen Träger, etwa Milch, Kaffeesahn­e oder Honig.

Kann ich das Öl auch in der Küche anwenden?

Ja, ein Tropfen Zitronenöl auf dem Kräutersch­neidbrett verleiht den Gewürzen ein zusätzlich­es Aroma. Auch Honig, vorzugswei­se milder Akazienhon­ig, lässt sich mit diesen Ölen verfeinern. In ganz geringer Dosierung kann man etwa Zitrusöle auch ins Wasser geben und zur Erfrischun­g trinken – ein Tropfen Öl auf einem Liter Wasser ist dabei völlig ausreichen­d. ▶ Das nächste TA-Forum Gesundheit findet am

. September um  Uhr in der Obereichsf­eldhalle Leinefelde statt. Thema: Das schwache Herz – Ursachen, Folgen und Therapien. Es spricht Dr. Alae Bourakkadi, Chefarzt der Kardiologi­e im Eichsfeld-Klinikum.

 ??  ?? Annabelle Colmán und Nicole Fischer, die Aromatolog­innen aus dem Robert-Koch-Krankenhau­s in Apolda, stellten beim TA-Forum Gesundheit die natürliche Aromathera­pie vor. Foto: Ingo Glase
Annabelle Colmán und Nicole Fischer, die Aromatolog­innen aus dem Robert-Koch-Krankenhau­s in Apolda, stellten beim TA-Forum Gesundheit die natürliche Aromathera­pie vor. Foto: Ingo Glase
 ??  ?? Meine Oma kann nicht mehr riechen. Lohnt sich das Waschen mit Öl trotzdem?Ja, weil die Wirkstoffe auch über die Haut in den Körper ziehen und dort ihre Wirkung entfalten. In Bischoffer­ode wurde mit einer Zeremonie der Schacht  geschlosse­n. Foto: Eckhard Jüngel
Meine Oma kann nicht mehr riechen. Lohnt sich das Waschen mit Öl trotzdem?Ja, weil die Wirkstoffe auch über die Haut in den Körper ziehen und dort ihre Wirkung entfalten. In Bischoffer­ode wurde mit einer Zeremonie der Schacht  geschlosse­n. Foto: Eckhard Jüngel
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