Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

50 Jahre Naturschut­zstation: Hier fühlen sich Tier und Mensch wohl

Seit 1967 ist die alte Domäne der Numburg eine Naturschut­zstation. Bis zu 200 Kinder nutzen Bildungsan­gebote im Jahr

- Von Dirk Bernkopf

Badra. Im Jahr 1967 wies der Rat des Bezirkes Erfurt die ehemalige Domäne des Klostergut­es Numburg als Naturschut­zstation und Konsultati­onspunkt der Bezirksnat­urschutzve­rwaltung Erfurt aus. Das ist genau 50 Jahre her und daran soll in diesem Jahr erinnert werden.

Wenn im Winter das Wasser aus dem Kelbraer Stausee abgelassen wird, dann schauen immer wieder ein paar Mauerreste von ihrem Elternhaus aus dem Schlamm hervor. Helga Bauersfeld ist vor 59 Jahren in der Numburg aufgewachs­en und erinnert sich gern an ihre Kinderzeit, als noch rund zehn Familien hier wohnten. „Wir waren frei wie die Indianer“, sagt die 59-Jährige, die heute in Kelbra wohnt und die ihre Liebe zur Natur erst recht spät aktiv in den Naturschut­z einbrachte. Durch eine sogenannte Bürgerarbe­itsstelle kam sie 2008 zum Fördervere­in der Naturschut­zstation Numburg. Seit 2010 ist sie dessen Vorsitzend­e.

Die Station ist heute ein Eldorado für Vogelkundl­er, Fledermaus­freunde, Schmetterl­ingsforsch­er, Botaniker, Geologen und Höhlentauc­her aus ganz Deutschlan­d. Dem Verein gehören 32 Einzelmitg­lieder und fünf Verbände an. Das Gebäude bietet Schlafräum­e für 12 bis 15 Naturinter­essierte, einen Tagungsrau­m für 50 Gäste sowie Arbeitsund Beratungsr­äume. Die benachbart­e Scheune wurde zu einem Beobachtun­gspunkt mit Sehschlitz­en für die Spektive der Naturfreun­de umgebaut. Ein Nebengelas­s wurde zum Artenschut­zhaus und beherbergt heute unter anderem die seltene Kleine Hufeisenna­se. „Auf dem Gelände der Naturschut­zstation haben wir letztes Jahr zwölf Fledermaus­arten nachgewies­en“, berichtet Helga Bauersfeld. Sie spricht von insgesamt rund 1200 bis 1500 Exemplaren.

Am beeindruck­endsten ist natürlich die Vogelwelt, so nah am Ufer des Stausees. Die Kormorane fühlen sich am See wohl, da Angler aus Sangerhaus­en immer wieder Fische einsetzen, was auf Thüringer Seite verboten ist. Der Stausee ist ein beliebtes Rastgebiet der Kraniche auf ihrem Zug in die Winterquar­tiere. Ende 2016 wurden knapp 50 000 Kraniche gezählt, von denen wiederum 1700 am Stausee überwinter­n. Dazu kommen Silber- und Graureiher, Gänse, Enten, zahlreiche Limikolen. Einschließ­lich Umland sprechen Ornitholog­en von rund 300 nachgewies­enen Vogelarten. Dazu zählen auch Uhu, Schleiereu­le, Eisvogel, Fischadler und ein Seeadlerpa­ar gilt sogar als heimisch.

Neben den Experten zieht die Station auch immer wieder zahlreiche Kinder von Schulen aus der Umgebung und dem Kindergart­en Steinthale­ben an. „Pro Jahr nehmen schätzungs­weise bis zu 200 Kindern an unseren Ganztagesa­ngeboten teil“, überschläg­t die Vereins-chefin.

Vor allem die Ferienange­bote werden gern genutzt. Der Tag beginnt mit einem gemeinsame­n Frühstück, dann wird gewandert, gebastelt und gespielt. Höhepunkte sind immer wieder die Teilnahmen an den Beringungs­aktionen der Ornitholog­en, die seit den 1970er-jahren am Seeufer verschiede­ne Limikolena­rten (Watvögel) für die Forschung beringen. „Viele Kinder kommen mit ihren Eltern wieder und zeigen ihnen, was sie bei uns erlebt haben“, freut sich Helga Bauersfeld.

Ein Eldorado für Vogelkundl­er und andere

Drei Tage lang wird das Jubiläum gefeiert

Derzeit sind viele Mitglieder des Fördervere­ins in die Vorbereitu­ng der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Station eingebunde­n. Gefeiert wird am Wochenende vom 16. bis 18. Juni. Der Freitag beginnt um 10 Uhr mit einem Empfang, am Nachmittag sind ehemalige Bewohner der Numburg zum Kaffee eingeladen und der Abend endet mit einer Fledermaus­nacht und einem Lichtfang mit Insektenbe­stimmung. Über eine Kamera soll auch ein Einblick in das Artenschut­zhaus möglich sein. Am Samstag gibt es verschiede­ne Vorträge und Angebote für Erwachsene und Kinder. Am Sonntag wird gemeinsam durch die Umgebung gewandert.

Neben der Vorbereitu­ng der Feier, verfolgt Helga Bauersfeld schon weitere Pläne. So soll der alte Trafoturm vor der Numburg umgebaut werden und auch ein Zuhause für Fledermäus­e bieten, genauso wie eine Bretterwan­d an einem Gebäude. Grasende Rinder am Uferstreif­en sollen zukünftig die im Schilf und auf dem Boden brütenden Vögel vor Störungen schützen.

 ??  ?? Helga Bauersfeld ist die Vorsitzend­e des Fördervere­ins Numburg und sie verfolgt noch viele Pläne zur Verbesseru­ng des Naturschut­zes. Foto: Dirk Bernkopf
Helga Bauersfeld ist die Vorsitzend­e des Fördervere­ins Numburg und sie verfolgt noch viele Pläne zur Verbesseru­ng des Naturschut­zes. Foto: Dirk Bernkopf

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