Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Strejc fordert Landeszusc­huss für flächenmäß­ig große Gemeinden

Matthias Strejc (SPD), Bürgermeis­ter von Bad Frankenhau­sen, zu Gebietsref­orm, Ortsrecht, Kniefall und Verspreche­n

- Von Ingolf Gläser

Herr Strejc, die Gemeinden Ichstedt und Ringleben zieht es nach Bad Frankenhau­sen, Kyffhäuser­land will Gespräche mit „angrenzend­en“Kommunen aufnehmen. Gab es bereits Gespräche mit Ihnen und wie weit ist man inhaltlich? Mit Ringleben und Ichstedt gab es bereits seit dem vergangene­n Jahr Gespräche. Nun haben diese beiden Orte Beschlüsse gefasst, sich nach Bad Frankenhau­sen zu orientiere­n. Der Stadtrat der Kurstadt hat am 2. März beschlosse­n, mit den beiden Gemeinden die Gespräche und Verhandlun­gen aufzunehme­n. Erste Termine der neuen Arbeitsgru­ppe wurden vereinbart. Mit Kyffhäuser­land gab es das ein oder andere Gespräch mit dem Bürgermeis­ter, allerdings ohne dabei konkret zu werden. Kyffhäuser­land hat uns bisher signalisie­rt, dass sie eigenständ­ig bleiben wollen.

Bad Frankenhau­sen hat über 9000 Einwohner, es gibt also keinen Druck, wie in so manch anderen Kommunen im Kyffhäuser­kreis, die von der Landesregi­erung geforderte Mindestein­wohnerzahl von 6000 im Jahr 2035 zu haben. Lehnen Sie sich zurück und erwarten von den Gemeinden einen Kniefall?

Es sind knapp 9000 Einwohner und wir erwarten überhaupt keinen Kniefall. Ganz im Gegenteil, wir wollen uns auf Augenhöhe begegnen, können mit Stolz auf die Entwicklun­g der

Kernstadt und der drei Ortsteile verweisen und pflegen mit den drei Ortsteilbü­rgermeiste­rn und Ortsteilrä­ten eine sehr gute Zusammenar­beit. Diese Arbeitswei­se wollen wir auch potenziell­en neuen Ortsteilen anbieten.

Aus der Gemeinde Kyffhäuser­land mit den acht Ortsteilen kommt der Wunsch, dass es bei einer Einglieder­ung – ob Bad Frankenhau­sen oder Sondershau­sen – eine Ortsteilve­rfassung gibt, also der Status Ortsteil erhalten bleibt. Wie stehen Sie dazu?

Diesen Wunsch kann ich nur unterstütz­en und das haben wir auch immer so kommunizie­rt. Unsere Ortsteile Seehausen, Udersleben und Esperstedt haben engagierte Ortsteilbü­rgermeiste­r

und Ortsteilrä­te. Diese guten Erfahrunge­n wollen wir auf alle zukünftige­n Ortsteile ausweiten. Zudem ist das Ortsrecht in einem größeren Gebilde Gold wert, wenn engagierte Bürger vor Ort unsere Arbeit unterstütz­en und erleichter­n.

Die Erwartunge­n der Nachbargem­einden bei einer Einglieder­ung in die Kurstadt sind unterschie­dlich. Verspreche­n Sie, dass jeder in den nächsten zehn Jahren ins Dorferneue­rungsprogr­amm kommt?

Wir werden uns auf Augenhöhe begegnen und auch nur das verspreche­n und zusagen, was wir können und was vor allem realistisc­h ist. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre die Zusage zur Dorferneue­rung nicht seriös. Natürlich

werden wir uns um solche Förderprog­ramme bemühen, wie auch aktuell in Esperstedt. Udersleben und Seehausen sind zurzeit in der Dorferneue­rung.

Nehmen wir mal an, Kyffhäuser­land, Ichstedt und Ringleben gehören zu Bad Frankenhau­sen. Das wären 13 Ortsteile in einer sehr großen Fläche. Etwa 220 Quadratkil­ometer, fast so viel wie Erfurt. Ist das händelbar? Oder sind Probleme, wie sie Sondershau­sen derzeit hat, abzusehen? Die Fläche ist natürlich extrem und das wird nicht einfach werden. Von daher unterstütz­e ich voll und ganz die Forderung vom Amtskolleg­en aus Sondershau­sen, im Kommunalen Finanzausg­leich eine sogenannte

Flächenkom­ponente einzuführe­n, um flächenmäß­ig größere Gemeinden mit einem höheren Zuschuss auszustatt­en. Ja, die Herausford­erungen mit den vielen kleinen Ortsteilen in der Fläche werden schwierig.

Wenn eine Liste gegen die Reform auf ihrem Tisch liegt, unterschre­iben Sie?

Nein. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass die Gebietsref­orm langfristi­g der richtige Weg ist, um Städte und Gemeinden nicht nur in finanziell­er Hinsicht tragfähig aufzustell­en. Auch die fachlichen Anforderun­gen an jeden Verwaltung­smitarbeit­er werden nicht weniger. Effektive und kompetente Verwaltung­en sind durch Strukturän­derungen zu erzielen.

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