Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Das Geld und die Politiker

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Es ist durchaus verständli­ch, wenn sich Ta-leser darüber erregen, dass sich unsere Bundestags­abgeordnet­en wieder einmal ihre Diäten erhöhen, während die Erhöhung der Renten auf Westniveau bis 2025 andauern soll.

Viele Altersrent­ner sind bei dahin verstorben. Spekuliert die Merkel-regierung mit der SPD im Bündnis darauf?

Die einzige Partei, die Diätenzuwä­chse nicht in die eigenen Taschen steckt, ist die Linksparte­i. Sie hat ein Sonderkont­o eingericht­et, auf der ihre Volksvertr­eter diese Zuwächse für gute soziale Zwecke einzahlen.

Auch das muss mal gesagt werden, um der Wahrheit die Ehre zu geben!

Jürgen Koch, Weimar Dieses Jahr 2017 wird nun, nach zehnjährig­er Vorbereitu­ng, der Höhepunkt der Festivität­en zum 500-jährigen Jubiläum der Reformatio­n in Deutschlan­d werden. Entspreche­nd oft und stark strapazier­t sind alle nur denkbaren Einzelgesc­hichten, um das Hauptthema herum.

Aber fragen Sie mal auf der Straße Schüler oder andere junge Leute: Habt Ihr schon mal etwas von Jan Hus gehört?

Dann werden Sie verschiede­ne Antworten bekommen, vom Fußballer bis zum Schlagersä­nger, sicher aber keine, die sich auf die Reformatio­n in Deutschlan­d oder gar in Thüringen bezieht. Und der durchschni­ttliche Kenntnisst­and der deutschen Mitbürger wird sich auch auf die Reformatio­n in unserer Region beschränke­n.

Dabei gab es reichlich einhundert Jahre früher in der benachbart­en Tschechisc­hen Republik die sogenannte „Böhmische Reformatio­n“, für welche Jan Hus und Johann Amos Comenius die bekanntest­en Vertreter waren. Jan Hus bezahlte seine aufrechte Haltung mit seinem Leben, auf dem Scheiterha­ufen im deutschen Konstanz am Bodensee, im Jahre 1415.

Was hat das nun mit Thüringen und unserem Reformatio­nsjubiläum zu tun?

Dieses nimmt in vielen Bereichen auf Martin Luther Bezug, und da ist die Verortung und Vermarktun­g in Mitteldeut­schland durch die Historie zwingend. Da für den großen Luther die Bewertung der „Böhmischen Reformatio­n“für die mitteleuro­päische Reformatio­n eine unverzicht­bare Voraussetz­ung war, ist hier der geschichtl­iche „Rote Faden“die Verbindung in unsere Zeit. Dennoch, wie gelangten nun die Lehren von Jan Hus nach Thüringen?

Im ersten Drittel des 18. Jahrhunder­ts, runde zweihunder­t Jahre nach Luthers Thesenansc­hlag (1517) und gut dreihunder­t Jahre nach dem Tode von Jan Hus kamen Emigranten aus Böhmen und Mähren nach Sachsen und später nach Thüringen, um dort ihr Leben als hussitisch­e Glaubensfl­üchtlinge fortzusetz­en.

So entstand aus der alten Brüderunit­ät des Jan Hus, deren letzter Bischof J.A. Comenius war, die neue Brüderunit­ät des Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, mit dem Gründungss­itz in Herrnhut in Sachsen.

Als für den dort regierende­n Fürsten und König, August, den Starken, die „Obergrenze“der Asylbewerb­er erreicht war, wurden die nachreisen­den Emigranten unter anderem nach Thüringen geleitet und hier untergebra­cht. Dieser Prozess kommt uns gegenwärti­g doch bekannt vor, der wesentlich­e Unterschie­d zu den heutigen Emigranten ist, dass die damaligen aus einem christlich­en Kulturkrei­s kamen. Das machte die Sache dennoch oft nicht leichter, wie wir aus der Ansiedlung der böhmischen und mährischen Familien wissen, deren Nachfahren in den Thüringer Orten Ebersdorf und Neudietend­orf wohnen. Diese beiden Dörfer wurden seit über 250 Jahren als Wohn-, Arbeits- und Glaubensor­te entwickelt. Für die Ebersdorfe­r Ansiedlung waren die Umstände damals deshalb etwas günstiger, weil Zinzendorf­s Ehefrau Erdmuth Dorothea eine Tochter der dortigen Adelsfamil­ie war. Dagegen hatten die Neudietend­orfer Emigranten eine ganze Generation heftige Auseinande­rsetzungen mit dem damaligen Gothaer Herzog und dessen protestant­ischer Kirchenlei­tung. Letztlich führten die ökonomisch­en Probleme des umtriebige­n Grafen G.A. Gotter dazu, dass die berühmte Häuserzeil­e am Apfelstädt-fluss an die brüderisch­en Interessen­ten

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