Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Reparieren statt wegwerfen
über den Wandel von Werten
Die Älteren unter uns werden sich auch an die Werte ihrer Kindheit erinnern: Mit Dingen pfleglich umgehen, Kaputtes flicken oder reparieren, Kleidung oder Schuhe so lange es geht tragen. Diese Werte haben sich ja vielerorts sehr gewandelt, hin zu ex und hopp, immer wieder Neues kaufen. Die Folge: viele praktische Fähigkeiten wie nähen, flicken, stopfen werden nicht mehr gelernt, und klassisches Reparatur-handwerksberufe gehen ein.
Wie gut, dass inzwischen wieder ein deutliches Umdenken stattfindet. Kürzlich haben eine Gruppe junger Menschen, die allesamt eine Weile im Ausland waren, für Erfurt, Weimar und Jena sogenannte Wandelkarten herausgebracht, in denen Orte und Adressen für nachhaltigen Konsum aufgelistet sind.
Wo finde ich noch einen guten Schuster? Wer schaut mir den defekten Cd-spieler durch und reinigt ihn? Wo kann ich mein Messer schleifen lassen?
Wo finde ich Hinweise und Termine für Näh- oder Repaircafés – also Möglichkeiten, mit etwas Kaputtem oder Defektem hinzugehen und dort Werkzeug und Hilfe für die Reparatur zu erhalten; in netter Atmosphäre, beim gemütlichen Kaffee. Jung und alt zusammen.
Meine Lieblingsjacke habe ich inzwischen mit Ellbogenschonern versehen; der Henkel meines Einkaufskorbes ist mit freundlicher Hilfe wieder angebracht. Und meine Winterstiefel, die eigentlich schon in der Tonne landen sollten, sehen, frisch besohlt durch den Schuster, wieder tipptopp aus.