Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Schweinste­iger on Fire

Weltmeiste­r beendet das unwürdige Dasein bei Manchester United und wechselt in die Us-amerikanis­che Profiliga nach Chicago

- Von Jörn Meyn

Manchester. Es gehört zu den Unverschäm­theiten der Wirklichke­it, dass große Karrieren manchmal viel zu klein enden. Aber wahre Größe zeigt sich dann eben in diesen Momenten.

Als Bastian Schweinste­iger am Dienstag die längst im Umlauf befindlich­e Nachricht bestätigte, dass er sofort von Manchester United zu Chicago Fire in die Us-amerikanis­che Fußball-profiliga (MLS) wechselt, hätte er nachtreten können. Bei United hatte ihn Trainer José Mourinho einst aussortier­t und ihn von einem Weltmeiste­r zu einem Tribünenga­st geschrumpf­t, so dass der ehemalige Bayern-stratege in den anderthalb Jahren seit seiner Ankunft im Sommer 2015 nur 35 Spiele für die Engländer bestritt. In der Premier League in dieser Saison kein einziges. Aber nachgetret­en hat Schweinste­iger schon auf dem Platz nie. Und deshalb sagte der 32-Jährige in einer Videobotsc­haft an die Fans: „Ich hätte mir gewünscht, mehr für euch tun zu können. Aber nun ist es Zeit für eine Veränderun­g. Ich bin mir sicher, dass José Mourinho und seine Mannschaft bald wieder Trophäen für Manchester United gewinnen werden.“

Schweinste­iger geht mit Stil. Und auch wenn seine Karriere damit noch nicht wirklich endet, ist es doch das endgültige Ende des Qualitätss­pielers Bastian Schweinste­iger, das in Manchester schon begann. Denn die MLS ist für Athleten seiner Couleur immer noch eine Liga zum Austrudeln. Schweinste­iger trifft sich in Übersee wieder mit gealterten Stars wie Andrea Pirlo (37) und David Villa (35) beim New York City FC sowie dem Brasiliane­r Kaka (34) bei Orlando City SC. Und trotzdem haben die USA so ihre Reize: „Ich denke, dass Basti sich dort drüben freier bewegen wird können. Und das ist ja ein riesiger Vorteil“, sagt Arne Friedrich. Der ehemalige Nationalsp­ieler (82 Länderspie­le) spielte zum Ausklang seiner Laufbahn bis 2013 anderthalb Jahre lang ebenfalls für Chicago und nennt diese Zeit „die schönste meiner Karriere“.

Schweinste­iger erwarte ein hochprofes­sioneller Klub und eine wunderbare Anhängersc­haft. Doch zuletzt war Chicago Fire mit Friedrich in den Playoffs. In den vergangene­n zwei Spielzeite­n wurde das Team jeweils Letzter in der Eastern Conference. Dementspre­chend euphorisie­rt sind sie nun: Es sei „ein historisch­er Moment für den Klub“, sagte Fire-manager Nelson Rodriquez. „Wir haben einen der größten Sportler verpflicht­et. Bastians Talent, Haltung und Charakter werden eine perfekte Ergänzung für unseren Kader sein.“

Schon in der kommenden Woche könnte Schweinste­iger am Lake Michigan seine Arbeit aufnehmen. Noch aber fehlt ihm der Medizinche­ck und das Arbeitsvis­um. Er unterschre­ibt einen Ein-jahresvert­rag plus Option auf ein weiteres Jahr.

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Bastian Schweinste­iger sagt Europa „Goodbye“und geht in die USA. Foto: Peter Powell, dpa

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