Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Nordhäuser reisen einmal im Jahr zu den Sternen
Nordhäuser Star-trek-fans organisieren Live-rollenspiel für Gleichgesinnte. Nächste Convention am 15. September
Nordhausen. Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2386. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Atlas, das mit seiner 350 Mann starken Besatzung unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen.
Der Notruf eines Raumfrachters erreicht die USS Atlas. Captain David Parsons befiehlt einen neuen Kurs für das Raumschiff, um den Notleidenden zu helfen. An den Koordinaten angekommen, entwickelt sich die Hilfsmission anders als gedacht. Ein Passagier ist mit einer geheimnisvollen Kiste verschwunden. Darin ein wertvolles Artefakt von einem fremden Planeten. Nun gilt es, Ordnung und Recht wiederherzustellen. Es folgt für Commander Lynn van Stetten und eine Hand voll anderer Kollegen eine Außenmission, deren Aufgabe es ist, das gestohlene Relikt unbemerkt zurückzubringen.
Wer jetzt denkt, das erinnert stark an eine bestimmte Serie aus dem Fernsehen, der liegt haargenau richtig. Grundlage dieses Skripts ist der amerikanische Science-fiction-klassiker Star Trek, hierzulande auch unter dem Namen Raumschiff Enterprise bekannt. Doch es ist kein Hollywood-drehbuch oder eine neue Romanvorlage, sondern ein Live-rollenspiel Nordhäuser Star-trek-fans.
Captain David Parsons ist der fiktive Charakter des Bauingenieurs Jörg Bolle, Commander Lynn van Stetten in Wirklichkeit Kriminalbeamtin Manuela Knopf. Die beiden Trekkies, wie Star-trek-fans liebevoll genannt werden, sind mit Star Trek aufgewachsen. Zu ihrer Zeit lief nicht die ursprüngliche Serie aus den 60er Jahren im ZDF, sondern der Nachfolger, „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“. Fernsehen allein reichte den Südharzer Trekkies nicht. Beide fasziniert die Reise zu den Sternen, zusammen mit einer positiven Zukunftsvision. Sie wollten aktiv in die Rollen schlüpfen und das Star-trek-universum hautnah erleben. So lernten sich die beiden kennen. Es funkte, und 2012 folgte die Hochzeit. „Andere heiraten unter Wasser oder in Mittelalter-kleidung, wir haben das im Star-trek-look in einer außergewöhnlichen Kirche gemacht“, erklären Bolle und Knopf gemeinsam. Geheiratet wurde im futuristischen Christus-pavillon in Volkenroda. Jörg Bolle trug eine Gala-uniform der Sternenflotte und Manuela Knopf ein blaues Kleid, in Anlehnung an eine Hochzeit in einer Star-trek-episode aus dem Fernsehen.
Doch das Paar hatte noch einen weiteren Traum: „Ich hatte schon immer einmal den Wunsch, auf der Brücke der Enterprise zu stehen“, schwärmt Manuela Knopf. Diese Sehnsucht ließen sie Wirklichkeit werden, gründeten 2014 die Gruppe USS Atlas, benannt nach dem Raumschiff, mit dem die Mannschaft mit Warpgeschwindigkeit durch den Weltraum düst.
Einmal im Jahr trifft sich die Crew dieses Sternenschiffes, besteht ein Weltraum-abenteuer, etwa 370 Jahre in der Zukunft. „Für mehr Episoden reicht die Zeit einfach nicht“, erklärt Jörg Bolle und verweist auf die umfangreichen Vorbereitungen.
Eine Geschichte mit Aufgabe wird erarbeitet, Kulissen werden gebaut, Kostüme genäht und Technik und Requisiten zusammengelötet. Ein Hobby, das weitere Hobbys nach sich zieht. So ist mittlerweile eine sehenswerte Kommandozentrale und ein multifunktioneller Raum entstanden. Ein Transporterraum zum Beamen ist in Arbeit. So wächst das Raumschiff der Luna-klasse von einer zur nächsten Episode.
Eigens für dieses Event mieten die Südharzer Trekkies im benachbarten Bundesland Hessen ein Haus an. Nach der Anreise wird auf- und umgebaut, bis die USS Atlas viele Lichtjahre von der Erde entfernt in fremde Galaxien vordringt, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Trekkies aus ganz Deutschland
Die Reise in die Zukunft dauert in der Regel ein Wochenende. Freitags ist Anreise, sonntags landet der Raumkreuzer wieder auf der Erde. Bis dahin spielen etwa 20 Trekkies aus ganz Deutschland verschiedene Charaktere.
Neben Humanoiden gibt es spitzohrige Vulkanier, blaue Andorianer, Bajoraner und Cardassianer. Eine bunt gemischte Mannschaft im Sinne des Startrek-erfinders Gene Roddenberry. Dabei sind zehn Darsteller wiederkehrende Figuren, der Rest Nebendarsteller, die mal einen Bösewicht spielen oder die Präsidentin der Vereinten Föderation der Planeten.
Zwei dieser Conventions fanden bereits statt. Die nächste folgt am 15. September.