Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Abgeordnet­e sollen Rentenbeit­rag zahlen

Die rot-rot-grüne Koalition macht sich nach gut zwei Jahren im Amt an die Reform der Diäten im Thüringer Landtag

- Von Martin Debes Leitartike­l

Erfurt. Die Gehälter der thüringisc­hen Landtagsab­geordneten sorgen seit jeher für Unmut. So steigen sie automatisc­h mit der Einkommens­entwicklun­g. Und: Obwohl die Parlamenta­rier gar nicht in die Rentenvers­icherung einzahlen, haben sie nach sechs Jahren einen Versorgung­sanspruch in Höhe eines guten Viertels ihrer Grunddiät — also aktuell nahezu 1400 Euro im Monat.

Dies sind nur zwei der wichtigste­n Punkte im Abgeordnet­engesetz, die besonders laut von der früheren Opposition­spartei Linke kritisiert wurden. Deshalb versprach sie auch gemeinsam mit SPD und Grünen im Koalitions­vertrag, die Reglungen „umfassend“auf ihren Reformbeda­rf hin überprüfen.

Nun, zweieinhal­b Jahre später, geht die Koalition einen ersten Schritt. Demnächst soll eine Expertengr­uppe eingesetzt werden, um eine Gesetzesän­derung vorzuberei­ten. So sagte es gestern die grüne Landtagsab­geordnete Astrid Rothe-beinlich. Ihre Fraktion plädiere dafür, die Abgeordnet­en künftig an den sozialen Sicherungs­systemen zu beteiligte­n. Auch der Diätenauto­matismus werde ein Thema sein.

Änderungen jedoch, sagte sie der Thüringer Allgemeine­n, könnten erst zur nächsten Wahlperiod­e in Kraft treten. Das gebiete unter anderem der Vertrauens­schutz für die derzeitige­n Abgeordnet­en.

Allerdings hat sich die Koalition auch ziemlich viel Zeit gelassen. Die Halbzeit der Legislatur­periode ist erreicht, es bleiben nur noch gut zwei Jahre bis zur nächsten Wahl. Die Afdfraktio­n nutzte dies und legte einen Gesetzentw­urf vor, der genau das vorsah, was Rot-rotgrün erst noch prüfen will: Die Pflicht zur Selbstvers­icherung der Abgeordnet­en. Die „grundgeset­zwidrige Vollalimen­tation“solle aufgehoben werden, hieß es in der Begründung.

Der Entwurf wurde gestern von einer ganz großen Koalition aus CDU und Rot-rot-grün ablehnt. Das Argument der Linken: Das Gesetz würde die größere Reform verhindern.

Die 91 Abgeordnet­en bekommen eine monatliche Grundvergü­tung von 5357,32 Euro. Sie war im vergangene­n Jahr automatisc­h um 3,1 Prozent angehoben worden. Die Aufwandsen­tschädigun­g stieg entspreche­nd der Inflation um 0,6 Prozent auf eine Höhe von bis zu 2669 Euro.

Der Diätenauto­matismus ist Teil der Verfassung. Für eine Änderung benötigte die Koalition die Stimmen der CDU.

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Die Abgeordnet­en im Plenarsaal des Thüringer Landtags. Foto: Martin Schutt

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