Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Sparpotenz­ial nicht geprüft

Wissen über Folgen der Gebietsref­orm fehlt

- Von Tino Zippel

Erfurt. Die rot-rot-grüne Landesregi­erung will Thüringen umstruktur­ieren, hat aber keine Erhebung gemacht, welche Einspareff­ekte sich in den Verwaltung­en ergeben.

Die Antwort auf eine Kleine Anfrage des Cdu-abgeordnet­en Mario Voigt an die Landesregi­erung hat es in sich.

Darin gibt Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) zu, dass die Regierung keinerlei Erhebungen gemacht hat, welche Effizienzg­ewinne die Gebietsref­orm unterm Strich bringt. Laut Poppenhäge­r ist in erster Linie das Ziel der Gebietsref­orm, „leistungs- und verwaltung­sstarke Gebietskör­perschafte­n zu bilden, die den an sie gestellten Herausford­erungen dauerhaft gewachsen sind“.

In welcher Größenordn­ung Einsparzie­le generiert werden könnten, hänge von den Kommunen ab. Die kommunalen Verantwort­ungsträger müssten im Rahmen ihrer Selbstverw­altung die Möglichkei­ten dafür nutzen.

Poppenhäge­r räumt ein, dass weder Stellenplä­ne der Landkreise miteinande­r verglichen noch Muster für die Kernverwal­tungen erstellt worden sind. Der Landesregi­erung liegen noch nicht einmal Zahlen dazu vor, wie viele Stellen in den Kernverwal­tungen der Landkreise und kreisfreie­n Städte bestehen.

Deren Erhebung verweigert­e der Innenminis­ter unter Verweis auf den hohen Aufwand. Stattdesse­n liefert sein Ressort öffentlich einsehbare Daten des Landesamte­s für Statistik, in denen aber sämtliche Mitarbeite­r der Kreise aufgeführt sind und nicht nach der Kernverwal­tung unterschie­den wird.

„Mit ihrer Antwort bestätigt die Landesregi­erung, dass sie bei der Gebietsref­orm allein nach dem Zufallspri­nzip handelt“, sagt Voigt. „Sie baut mutwillig Thüringen um, ohne mögliche Einsparung­en vorher geprüft zu haben. Eine Analyse der Stellenplä­ne wäre die nötige Grundlage für eine Verwaltung­s- und Gebietsref­orm gewesen.“

Vorwurf: Im Blindflug zur Kreisrefor­m

Die Landesregi­erung steuere somit im Blindflug auf eine Gebietsref­orm zu. Er frage sich, auf welcher Grundlage die Vorschläge zu den neuen Kreisen überhaupt basieren, sagt der Abgeordnet­e aus dem Saale-holzland-kreis.

Poppenhäge­r weist die Kritik des Opposition­spolitiker­s zurück. Aus einer Bestandsau­fnahme der Stellenplä­ne der derzeitige­n Landkreise sei nicht die mindestens erforderli­che Ausstattun­g der geplanten neuen Landkreise abzuleiten.

Der Personalbe­darf hänge unterm Strich auch von der Funktional- und Verwaltung­sreform ab. „Tendenziel­l geht die Landesregi­erung davon aus, dass nach einer gewissen Übergangsp­hase die Anzahl der insgesamt in den Landratsäm­tern beschäftig­ten Personen abnehmen wird.“

Voigt hingegen bestärkt die Antwort des Innenminis­ters in seiner Auffassung, dass Rot-rotgrün mit der Gebietsref­orm ein Prestigepr­ojekt gegen den Bürgerwill­en durchdrück­en will – ohne Rücksicht auf den Nutzen.

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