Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Nie wieder ein zu hartes Ei
150 Nachwuchsforscher präsentierten bei „Jugend forscht“und „Schüler experimentieren“in Jena ihre Ideen – darunter auch viele praktische Anwendungen
Jena. Sage noch einmal jemand, Kinder und Jugendliche würden nur am Handy daddeln. Die rund 150 Nachwuchsforscher, die gestern ihre ideenreichen und findigen Projekte beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“und „Schüler experimentieren“in der Jenaer Fachhochschule präsentierten, dürften dazu relativ wenig Zeit haben. Es sei denn, Handy oder Tablett sind sogar Teil dieser Ideen. So wie bei der „Blätterhilfe“aus Erfurt. in Istanbul, die in der Kategorie Technik bei „Jugend forscht“am Landeswettbewerb teilnahmen. In perfektem Deutsch präsentierten sie ihr mit vielen Sensoren bestücktes T-shirt. Beugt sich der Rücken des Trägers, schicken die Module eine Ermahnung aufs Handy-display. Dabei setzten die Erfinder auch auf das Gedächtnis der Muskeln. Täglich zehn Minuten im T-shirt, und schon nach einem Monat sitzt der Träger von allein besser, versichern sie. Derzeit tüfteln Recep und Berkay an einer deutlich kleineren Variante der Verarbeitungsplatine. Im sicheren Gehäuse aus dem 3Ddrucker könnte diese auch beim Sport eingesetzt werden. dabei richtig tief in die Trickkiste gegriffen. Um etwa Neigung und Sonneneinstrahlung der Thüringer Weinhänge bei Kunitz, Zwätzen und Bad Sulza zu simulieren, benutzte er ein Schreibpult aus dem elterlichen Keller. Als Licht-, Wärme- und Messquelle dienten ein höhenverstellbare Tischlampe sowie Lichtmesser und Thermometer. Die Ergebnisse sind eindeutig: Je steiler der Hang, desto höher die Aufheizung und Lichtintensität und desto besser die Weinanbaubedingungen. Und auch das ist ein Ergebnis von Jonahs Experimenten: Was an den 30- und 36-Grad-hängen um Jena herum noch funktioniert, braucht man am Nordpol wegen der niedrigen Temperaturen und kurzen Sonnenphasen gar nicht erst probieren. Ideen weiterarbeiten können sie im Rahmen eines Forschungspraktikums, dass sie – neben einem ersten Platz bei „Jugend forscht“– gestern als Sonderpreis von Fritz-haber-institut der Max-planck-gesellschaft zugesprochen bekamen. freuen. Sie untersuchten die Blätter des Schwimmfarns (Salvinia natans) unter dem Rasterelektronenmikroskop und stellten Erstaunliches fest: Dank tentakelartiger Schneebesenhaare umgeben sich die Blätter unter Wasser mit einer schützenden Luftschicht, von der in den einschlägigen Experimenten der beiden Gymnasiastinnen so ziemlich alles abperlte. Die praktische Idee dabei: Ließe sich der Effekt auf dem Rumpf großer Schiffe simulieren, könnten so die Reibung vermindert und weniger CO2 ausgestoßen werden. In Rohren ließen sich Flüssigkeiten mit weniger Energieaufwand transportieren.