Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Mit dem Kyffhäuser und Salami lockt die Region allein viele Touristen an
Strategiewechsel bei der Thüringer Tourismusgesellschaft lässt Fremdenverkehrsplaner im Kyffhäuserkreis kalt
Kyffhäuserkreis. Den Kyffhäuser kennen auch Berliner, der Harz zieht bereits Urlauber aus ganz Deutschland an. Um Besucher anzulocken, braucht die Region keine Vermarktungsstrategie von der Thüringer Tourismusgesellschaft (TTG). Das schätzt Matthias Deichstetter, der Vorsitzende vom Fremdenverkehrsverband Südharz/kyffhäuser, so ein. Deshalb nimmt er die Nachricht, dass Thüringens Tourismusmanager künftig nur noch mit Wartburg, Weimar, Erfurt und dem Rennsteig werben wollen, gelassen auf. Deichstetter kann sich dabei auf die jüngsten Erfolge für die Tourismusplaner in der Region stützen: „Der Kyffhäuserkreis hatte im vergangenen Jahr die höchsten Zuwächse bei den Übernachtungszahlen im Vergleich zu allen anderen Regionen Thüringens.“Auch das sei bereits ohne große Marketingkampagnen der Thüringer Tourismusgesellschaft gelungen.
In Zukunft will Deichstetter sogar noch mehr auf Konzepte aus dem eigenen Tourismusverband setzen, um für die Region zu werben. Er sieht die Fremdenverkehrsplaner im Kyffhäuserkreis mit einigen Ideen sogar in einer Vorreiterrolle. „Bei der Grünen Woche im Januar in Berlin haben wir mit dem Angebot, die Region virtuell per 3D-brille zu erkunden, wirklich neue Maßstäbe gesetzt. So etwas hatte kein anderer Aussteller zu bieten.“Beim Einsatz solcher modernen Technologien für die Tourismusförderung könne der
Freistaat sogar noch vom kleinen Verband in Nordthüringen lernen, findet Deichstetter. Erfolge verzeichnen die Fremdenverkehrswerber aus der Region aber auch mit Aktionen, bei denen sie auf altbewährte Mittel zurückgreifen. „Um mal zu testen, wie groß das Interesse bei den Besuchern der Messe in Berlin an unserer Region wirklich ist, haben wir ganz altmodisch Gutscheine verteilt. Jetzt sind wir selbst ein bisschen überrascht, wie viele davon jetzt bereits bei den Fremdenverkehrsbetrieben in unserem Verband eingelöst werden.“Die Gültigkeit der Bons ist auf ein Jahr begrenzt, um
ihre Wirkung innerhalb dieses festen Zeitraums messen können. Schon jetzt übertreffe die Resonanz die Erwartungen, freut sich Deichstetter. Mit eigenen pfiffigen Ideen wissen auch Unternehmen in der heimischen Fremdenverkehrsbranche, Gäste für die Region zu begeistern.
So verbinden die Betreiber vom Sondershäuser Erlebnisbergwerk zu jetzt das Vergnügen kultureller Veranstaltungen im ehemaligen Salzstollen unter Tage mit dem Genuss einer kulinarischen Spezialität, in der Steinsalz aus den Lagerstätten unter der Stadt verarbeitet ist. Eine Landfleischerei aus der Region stellt die Sondershäuser Steinsalz-salami her, die jetzt im Shop vom Erlebnisbergwerk zu kaufen ist. Bald werde es dort auch „Steinbeißerchen“als weiteres kulinarisches Souvenir aus Sondershausen geben, verriet Johann-christian Schmiereck, der Chef vom Erlebnisbergwerk.
Auf solche Einfälle will Tourismusverbandsvorsitzender Deichstetter bei der Werbung für die Region eher setzen, als auf die Konzepte der TTG. „Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass sich Touristen, die nach Erfurt oder Weimar gelockt werden, dann auch zu einem Abstecher nach Nordthüringen durchringen.“Anders herum könne das schon eher funktionieren. „Besucher in unserer Region planen meist von vornherein Ausflüge zu solchen Aushängeschildern für Thüringen ein. Also bringen wir den Tourismus für den ganzen Freistaat in Schwung, wenn wir für unsere eigene Region kräftig werben.“
Werbung mit Technologie und pfiffigen Ideen