Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Neuntklässler erleben Berufsalltag
Schüler testen beim Girl‘s and Boy‘s Day verschiedene Berufe
Silvio Dietzel zieht ein Kattaäffchen mit der Hand auf und muss es regelmäßig jede Stunde füttern. Sondershausen. Viele Schulen in Sondershausen nahmen gestern bundesweit am Girl‘s and Boy‘s Day teil. Jungs testen sich vorwiegend in für Mädchen typischen Berufen. So waren einige beim Floristen oder Frisörstudio tätig. Mehr als 40 Jungen und Mädchen der beiden neunten Klassen der Johann-karl-wezelregelschule waren so in Sondershausen in verschiedenen Unternehmen und Einrichtungen unterwegs, um Einblick in bestimmte Berufsfelder zu bekommen. Die Mädchen gingen indes in Autohäuser oder zur Bundeswehr, um sich hier über den Berufsalltag zu informieren.
Der 16-jährige Sebastian Bose hat sich gestern als Hausmeister an seiner Schule probiert. Eigentlich hatte er vor, einen Tag als Florist in einem Blumenladen zu verbringen, doch das hatte leider nicht geklappt. Sebastian hat bereits erste Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt, als er einer Bekannten im Blumenladen half und ist der Meinung, dass dieser Beruf auch von Männern ausgeübt werden kann und sollte. Im ehemaligen heimischen Garten waren Rasenmähen und Pflanzaktionen für ihn kein Problem.
Sebastian könnte sich durchaus vorstellen, später als Florist oder Hausmeister zu arbeiten. „Ich hatte Spaß, Tätigkeiten eines Hausmeisters auszuüben und dabei viele Erfahrungen gesammelt“, sagt der 16-Jährige. Einer seiner Aufgaben war es, dem Hausmeister der Östertalregelschule bei der Vorbereitung eines neuen Beets zu helfen. Sebastian hat noch andere Interessen, so wäre die Ausbildung zum Elektroniker – um dann beim Sondershäuser Unternehmen Wago zu arbeiten – vorstellbar.
Philipp Knoll ist 17 Jahre alt und versuchte sich gestern als Hortner. „Mir macht es einfach Spaß, mit Kindern zu arbeiten und sie zu betreuen“, sagt er ganz begeistert. Er ist bei den Kindern im Hort scheinbar sehr beliebt und wird von einigen, wenn sie ihn sehen, gleich umarmt. Schnell ist er von ihnen umringt. Alle wollen mit Philipp spielen.
Der sieht seine berufliche Zukunft eigentlich eher bei der Bundeswehr. Wenn es damit aber nicht klappen sollte, wäre der Beruf des Erziehers die nächste Option. Gestern ging Philipp mit den Kindern auf den Schulhof zum Spielen, begleitete sie zum Essen und war für die Kleinen auch ein Ansprechpartner. Auf die Frage, ob die Kleinen ihn manchmal aus der Ruhe bringen, wenn es im Hortraum einmal etwas lauter wird, hatte der 17-Jährige sofort eine Antwort parat. „Ich habe eine neun Monate alte Schwester und deshalb schon etwas Erfahrung“, sagt Philipp mit einem Lächeln.
„Das hat mein Leben wieder einmal verändert.“
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Isabell Liedtke und Neele Weber waren im Rahmen des Girls-days für einen Tag in der Sondershäuser Lokalredaktion tätig.