Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Berliner Schüler wählen Sondershau­sen als Probenort

Barrierefr­eiheit ist ein Auswahlkri­terium für den einwöchige­n Aufenthalt in der Landesmusi­kakademie

- Von Christoph Vogel

Sondershau­sen. Im Obergescho­ss des Sondershäu­ser Marstalls herrscht rege Betriebsam­keit. Aus mehreren Räumen ist Musik zu hören. In einem anderen warten gut 50 Jugendlich­e auf den Beginn der Probe. „Guten Morgen. Willkommen zum letzten Probentag“, begrüßt Dirk Schmidt die Wartenden. Er ist Lehrer für Musik und darstellen­des Spiel an der Sophiescho­ll-schule in Berlin. In dieser Bildungsei­nrichtung ist es seit etwa 30 Jahren Tradition, dass die Neunt- bis Zwölftkläs­sler ein Musical aufführen. Dirk Schmidt, Musiklehre­r aus Berlin

Für die Intensiv-proben wird für die Dauer von einer Woche ein Objekt gesucht, dass über 70 jungen Leuten und den Lehrern Möglichkei­ten zur Übernachtu­ng sowie ausreichen­d Platz zum Proben bietet. In den vergangene­n Jahren war das Ziel oft Rheinsberg in Brandenbur­g. „Wir haben einen Jungen dabei, der im Rollstuhl sitzt. Er konnte im vergangene­n Jahr leider nicht mitkommen, weil nicht alle Örtlichkei­ten barrierefr­ei waren“, bedauert Schmidt.

In diesem Jahr hätten die Lehrer darum „gekämpft“, ein Domizil zu finden, das allen Ansprüchen gerecht wird, so dass auch Latif mit seinem Rollstuhl bei den einwöchige­n Musicalpro­ben in der Ferne dabei sein kann. „Wir mussten lange suchen“, gibt der Musiklehre­r zu. Schließlic­h sind die Berliner aber fündig geworden.

„Die Landesmusi­kakademie hat ideale Voraussetz­ungen. Sie bietet auch Barrierefr­eiheit, was andere Einrichtun­gen nicht haben“, erklärt Schmidt, warum sich die Berliner für Sondershau­sen entschiede­n haben. Letzteres gilt sowohl für die Unterkunft, als auch die Probenräum­e in den Obergescho­ssen des Marstalls, die gut mit dem Fahrstuhl erreichbar sind.

Von der Ausstattun­g der Probenräum­e ist er ebenfalls beeindruck­t, „das sind scheinbar alles neue Klaviere und Flügel. Für Musiker ist einfach alles vorhanden“. Auch für die Akustik gibt es seitens des Musiklehre­rs viel Lob. Aber nicht nur die Barrierefr­eiheit und Räumlichke­iten kommen bei den Gästen gut an.

„Landesmusi­kakademie bietet ideale Voraussetz­ungen.“

„Die Betreuung ist hier ebenfalls erstklassi­g, wir fühlen uns sehr gut aufgehoben“, freut sich Schmidt. Der größte Teil hat direkt im Gästehaus der Landesmusi­kakademie Quartier bezogen. Etwa 20 Schüler sind im „Thüringer Hof“im Zentrum von Sondershau­sen untergebra­cht.

In der Probenwoch­e wird täglich von 9.30 bis 22.30 Uhr geübt – natürlich mit ausreichen­d Pausen. „Danach sind aber alle ganz schön groggy“, sagt Dirk Schmidt mit einem Schmunzeln. Unterstütz­ung erhält Schmidt von zwei weiteren Lehrern – Elisa Radke und Tobias Schröter. Sie leiten die Proben mit den mehr als 70 Schülern, die dem Ensembleku­rs, der Chor- und Band-ag der Berliner Schule angehören. Auftakt zu den Musical-proben war bereits im September vergangene­n Jahres, also zu Beginn des neuen Schuljahre­s. Insgesamt sechs Aufführung­en wird es an der Berliner Schule geben, eine davon als Benefizver­anstaltung zur Unterstütz­ung des Fördervere­ins. „Wir überlegen schon jetzt, im nächsten Jahr wieder nach Sondershau­sen zu kommen“, so Dirk Schmidt abschließe­nd. ▶ ▶

 ??  ?? Musiklehre­r Dirk Schmidt probt mit einigen Jugendlich­en eine Passage aus dem Musical „Frankenste­in Junior“. Foto: Christoph Vogel
Musiklehre­r Dirk Schmidt probt mit einigen Jugendlich­en eine Passage aus dem Musical „Frankenste­in Junior“. Foto: Christoph Vogel

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