Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Berliner Schüler wählen Sondershausen als Probenort
Barrierefreiheit ist ein Auswahlkriterium für den einwöchigen Aufenthalt in der Landesmusikakademie
Sondershausen. Im Obergeschoss des Sondershäuser Marstalls herrscht rege Betriebsamkeit. Aus mehreren Räumen ist Musik zu hören. In einem anderen warten gut 50 Jugendliche auf den Beginn der Probe. „Guten Morgen. Willkommen zum letzten Probentag“, begrüßt Dirk Schmidt die Wartenden. Er ist Lehrer für Musik und darstellendes Spiel an der Sophiescholl-schule in Berlin. In dieser Bildungseinrichtung ist es seit etwa 30 Jahren Tradition, dass die Neunt- bis Zwölftklässler ein Musical aufführen. Dirk Schmidt, Musiklehrer aus Berlin
Für die Intensiv-proben wird für die Dauer von einer Woche ein Objekt gesucht, dass über 70 jungen Leuten und den Lehrern Möglichkeiten zur Übernachtung sowie ausreichend Platz zum Proben bietet. In den vergangenen Jahren war das Ziel oft Rheinsberg in Brandenburg. „Wir haben einen Jungen dabei, der im Rollstuhl sitzt. Er konnte im vergangenen Jahr leider nicht mitkommen, weil nicht alle Örtlichkeiten barrierefrei waren“, bedauert Schmidt.
In diesem Jahr hätten die Lehrer darum „gekämpft“, ein Domizil zu finden, das allen Ansprüchen gerecht wird, so dass auch Latif mit seinem Rollstuhl bei den einwöchigen Musicalproben in der Ferne dabei sein kann. „Wir mussten lange suchen“, gibt der Musiklehrer zu. Schließlich sind die Berliner aber fündig geworden.
„Die Landesmusikakademie hat ideale Voraussetzungen. Sie bietet auch Barrierefreiheit, was andere Einrichtungen nicht haben“, erklärt Schmidt, warum sich die Berliner für Sondershausen entschieden haben. Letzteres gilt sowohl für die Unterkunft, als auch die Probenräume in den Obergeschossen des Marstalls, die gut mit dem Fahrstuhl erreichbar sind.
Von der Ausstattung der Probenräume ist er ebenfalls beeindruckt, „das sind scheinbar alles neue Klaviere und Flügel. Für Musiker ist einfach alles vorhanden“. Auch für die Akustik gibt es seitens des Musiklehrers viel Lob. Aber nicht nur die Barrierefreiheit und Räumlichkeiten kommen bei den Gästen gut an.
„Landesmusikakademie bietet ideale Voraussetzungen.“
„Die Betreuung ist hier ebenfalls erstklassig, wir fühlen uns sehr gut aufgehoben“, freut sich Schmidt. Der größte Teil hat direkt im Gästehaus der Landesmusikakademie Quartier bezogen. Etwa 20 Schüler sind im „Thüringer Hof“im Zentrum von Sondershausen untergebracht.
In der Probenwoche wird täglich von 9.30 bis 22.30 Uhr geübt – natürlich mit ausreichend Pausen. „Danach sind aber alle ganz schön groggy“, sagt Dirk Schmidt mit einem Schmunzeln. Unterstützung erhält Schmidt von zwei weiteren Lehrern – Elisa Radke und Tobias Schröter. Sie leiten die Proben mit den mehr als 70 Schülern, die dem Ensemblekurs, der Chor- und Band-ag der Berliner Schule angehören. Auftakt zu den Musical-proben war bereits im September vergangenen Jahres, also zu Beginn des neuen Schuljahres. Insgesamt sechs Aufführungen wird es an der Berliner Schule geben, eine davon als Benefizveranstaltung zur Unterstützung des Fördervereins. „Wir überlegen schon jetzt, im nächsten Jahr wieder nach Sondershausen zu kommen“, so Dirk Schmidt abschließend. ▶ ▶