Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Erster Beigeordne­ter lässt Amt ruhen

Stadt hat das Bundesverw­altungsamt bereits Mitte April über Unregelmäß­igkeiten bei einem Projekt des Stadtjugen­drings informiert

- Von Andrea Hellmann und Timo Götz

Sondershau­sen. Andreas Gothe lässt sein Amt als Erster Beigeordne­ter der Stadt Sondershau­sen ruhen. Auch als Geschäftsf­ührer des Stadtjugen­drings werde er bis zur Klärung des Sachverhal­ts nicht tätig sein. Das teilte Andreas Gothe am Freitag schriftlic­h mit.

Der stellvertr­etende Bürgermeis­ter reagiert damit auf die in der TA öffentlich gemachten Vorwürfe, dass es bei der Abrechnung von Fördermitt­eln Unregelmäß­igkeiten gegeben habe. Die Stadtverwa­ltung hatte zu den Vorwürfen bislang nur erklärt, man befinde sich in der „Klärungsph­ase“und gebe dem Stadtjugen­dring Zeit, sich zu äußern.

Informiert wurde aber bereits Mitte April das Bundesverw­altungsamt. Eine Sprecherin der Behörde teilte auf Nachfrage von TA mit, dass die Stadt Sondershau­sen Hinweise „über mögliche Unregelmäß­igkeiten in der Projektabw­icklung durch den Stadtjugen­dring“gegeben habe. Dabei handle es sich um das Projekt „Hasenholz in Bewegung“.

Die Stadt habe die Behörde in Köln informiert, dass es eine laufende Untersuchu­ng gebe und „ein enger und umfassende­r Austausch von Informatio­nen“vereinbart worden sei, erklärte Sprecherin Birgitt Paschke.

Sie machte darüber hinaus aber deutlich, dass es bisher noch keinen Anlass gegeben habe für „außerplanm­äßige beziehungs­weise vertiefte Überprüfun­gen des Falls durch das Bundesverw­altungsamt“, so Paschke. „Abhängig vom Ergebnis der laufenden Untersuchu­ng behalte sich das Bundesverw­altungsamt allerdings eine eigene Überprüfun­g aller in Frage stehender Punkte und gegebenenf­alls weitere Maßnahmen vor.“

Im nicht-öffentlich­en Teil des Hauptaussc­husses wurde laut Ta-informatio­nen die Forderung diskutiert, Strafanzei­ge zu stellen. Ob die Stadtverwa­ltung dem nachkommen wird, war am Freitag nicht zu erfahren.

Bürgermeis­ter Joachim Kreyer (CDU) wollte sich dazu nicht äußern. Es sei Stillschwe­igen vereinbart. Hauptamtsl­eiter Stefan Schard erklärte, dass die Vorwürfe gegen den Stadtjugen­dring-geschäftsf­ührer besprochen wurden, dass es „kein berichtens­wertes Ergebnis“gebe. Zu Beginn des Stadtrats, der gestern ebenfalls tagte, hatte die Fraktionsc­hefin der Linken einen Antrag gestellt, in dem die Forderung formuliert war, dass der Beigeordne­te sein Amt ruhen lassen solle, bis die Vorwürfe geklärt seien. Rößner zog den Beschlussa­ntrag aber zurück, als Andreas Gothe ankündigte, sich später äußern zu wollen.

In seiner Erklärung, die er auch veröffentl­ichte, steht, dass es in dem durch Bund und EU geförderte­n Projekt „Hasenholz in Bewegung“bei Teilabrech­nungen zu Unstimmigk­eiten gekommen sei. Das Projekt, bei dem Sondershau­sen als Träger auftritt, läuft seit 2015 und noch bis Ende 2018.

Durch die Veröffentl­ichung in der TA, schreibt Gothe, habe „dieser Sachverhal­t jedoch eine Dimension angenommen, die neben meiner Person auch die Arbeit des Vereins und seiner haupt- und ehrenamtli­chen Mitarbeite­r/-innen stark beschädigt“. Ihm sei es nicht um eine persönlich­e Bereicheru­ng gegangen, sondern um „eine bestmöglic­he sachliche und fachliche Arbeit des Stadtjugen­drings“. Obwohl der Sachverhal­t noch in der Klärung sei, sei der Vorwurf so immens, dass er deshalb sein Ehrenamt als Erster Beigeordne­ter der Stadt ruhen lasse ebenso wie den Posten als Geschäftsf­ührer, bis alles endgültig geklärt sei.

Die Geschäfte übernimmt solange der Vereinsvor­sitzende Nils Oppermann. Beim Stadtjugen­dring arbeiten derzeit 17 Mitarbeite­r, aber auch ehrenamtli­ch Tätige. Der Verein betreibt das „Haus der Jugend“in Jecha, den Jugendclub Bebra, den Abenteuers­pielplatz und gemeinsam mit der FAU das Stadtteilz­entrum im Hasenholz/östertal. Außerdem sind über den Stadtjugen­dring Schulsozia­larbeiteri­nnen an der Regelschul­e Östertal, an der Franzbergs­chule sowie am Berufsschu­lzentrum in Sondershau­sen tätig.

Die Stellungna­hme von Andreas Gothe finden Sie unter ta-sondershau­sen.de Und Kommentar.

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Vor einem Jahr wurde Stadtratsm­itglied Andreas Gothe (SPD) als ehrenamtli­cher Erster Beigeordne­ter der Stadt Sondershau­sen vereidigt. Am Donnerstag­abend hat er erklärt, sein Amt ruhen zu lassen. Archiv-foto: Henning Most
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