Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Aus langem Schlaf wieder zum Leben erwacht
St. Johannes Kirche in Bretleben erstrahlt in neuem Glanz. Veranstaltungen und Gottesdienste beleben die einstige Ruine
Bretleben. „Sie ist wie Dornröschen aus einem langen Schlaf erwacht“, sagt Pfarrerin Lena Burghard und meint damit die St. Johannes Kirche in Bretleben. Lange hatte sich die evangelische Gemeinde für die Erneuerung des Gotteshauses eingesetzt. Nun erstrahlt die einstige Ruine wieder in neuem Glanz.
Die Kirche wurde 1897 von einem renommierten Berliner Architekturbüro an der Stelle einer kleinen Kapelle gebaut, die einst in dem beschaulichen Ort gestanden hatte. „Bretleben ging es im ausgehenden 19. Jahrhundert sehr gut. Die wohlhabenden Bauern leisteten sich auch aus Prestige die neue Kirche“, erläutert Tilo Krauspe, Mitglied des Bretlebener Gemeindekirchenrats.
Das Gotteshaus sei das Symbol des Selbstverständnisses der aufstrebenden Bauern gewesen. „Das Areal ist für so eine kleine Gemeinde ungewöhnlich groß. Der Bau ähnelt eher einer Stadtkirche“, ergänzt die Pfarrerin, die seit Herbst letzten Jahres die Gemeinde betreut. „Faszinierend ist auch, dass egal von welcher Seite der Ort betreten wird, die Kirche immer zuerst sichtbar ist“, sagt Krauspe weiter.
Der Glanz der St. Johannes Kirche währte damals nicht lang. Im Laufe der Zeit verfiel der Bau zusehends und wurde schließlich in den 1960er Jahren aus baupolizeilichen Gründen gesperrt. Die Gemeinde zog daraufhin ins Pfarrhaus um.
„Eine ältere Dame konnte sich noch an das letzte Weihnachtsfest in der Kirche erinnern. Mit Regenschirm saßen die Gäste unter dem Sternenhimmel“, berichtet Pfarrerin Burghard. Notdürftig sei in den 1970ern das Dach mit Asbest abgedeckt worden. Der Schaden, den das eindringende Regenwasser bis dahin angerichtet hatte, war jedoch enorm. „Die Gewölbedecke und die Kapitellen der Säulen waren vollkommen zerstört“, bedauert Krauspe. Hinzu kam, dass das leerstehende Gebäude durch Vandalismus weiter verwahrloste.
Heute ist dank des unermüdlichen Engagements eines Interessenkreises und der Kirchgemeinde von der Ruine kaum noch etwas zu sehen. 1997 kam die Erneuerung mit der kompletten Renovierung des Daches erstmals wieder ins Rollen.
„Seit 2010 haben sich die Arbeiten intensiviert. Viele potente Geldgeber, darunter die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, haben uns dabei finanziell sehr unterstützt“, sagt Krauspe. Der gut erhaltene Schmuckschlüssel weist die Blumenmuster auf, die sich überall in der Kirche wiederfinden.
In mehreren Bauabschnitten wurde die St. Johannes Kirche Stück für Stück erneuert. Etwa 120 000 Euro pro Bauabschnitt seien veranschlagt worden, so Pfarrerin Burghard.
Bei der Erneuerung der Kirche wurde vor allem darauf geachtet, möglichst originalgetreu vorzugehen und alte Objekte zu erhalten.
„An den Wänden findet sich ein Teil der ursprünglichen Malerei, der Altar hatte im Pfarrhaus überdauert und auch Stücke der Bleiglasfenster sind erhalten geblieben“, sagt Burghard. Die Restaurierung der
Kirchenfenster sei das nächste große Projekt. „Überall finden sich die gleichen floralen Ornamente wieder. Einfach wunderschön“, schwärmt die Pfarrerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die St. Johannes Kirche nun auch mit Leben zu füllen.
Die bisherigen Veranstaltungen zu Weihnachten und Ostern seien sehr gut besucht gewesen. „Ab jetzt wird auch der Gottesdienst wieder in der Kirche stattfinden“, so Burghard. Der nächste Höhepunkt ist schon geplant. Am 25. Juni singt der Sondershäuser Chor „Glaubhaft“ab 15.30 Uhr in der Kirche.