Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Mainz taumelt am Abgrund
Nach der Niederlage gegen Mönchengladbach wartet auf die Rheinhessen das richtungsweisende Spiel beim HSV, der in Augsburg unterging
Mainz. Der FSV Mainz 05 und die 1. Bundesliga – das gehört eigentlich zusammen wie Rotweiß Erfurt und Liga 3. In der Vorsaison hatten sich die Nullfünfer locker für die Europa League qualifiziert. Und lange Zeit mischten die Rot-weißen aus Rheinland-pfalz auch diesmal wieder mit bei jenen Erstligisten aus der zweiten Reihe, die leise internationale Ambitionen hegen.
Doch dann kam unerbittlich wie mit einer Lawine in den Schweizer Alpen die rasante Talfahrt: Fünf Spiele, null Punkte – 05 eben. In anderen Vereinen, und inzwischen schon neunmal praktiziert, hätte man den Coach wohl gefeuert. Nicht so in Mainz. Vorstand und insbesondere Sportdirektor Rouven Schröder schnürten eine straffe Seilschaft mit Trainer Martin Schmidt. Für den in den heimatlichen Regionen des Wallis erprobten Hobby-bergsteiger Schmidt waren die Mühen des Abstiegs angesagt, Marschroute „Mainz bleibt 1“.
Drei Tage nach Schmidts 50. Geburtstag siegten die Nullfünfer dann doch wieder. 1:0 gegen Hertha. Danach holten sie einen Big Point – 2:2 in München gegen die übermächtigen Bayern. Vor dem Heimspiel gegen Mönchengladbach war der feste Wille „Wir sind wieder da“allenthalben zu spüren. Mit ihrem Kilometer-fresser-turbo legten die Mainzer furios los, leidenschaftlich, aggressiv, offensiv. Aber nach fünf Minuten war alles schon wieder vorbei. Die Borussen vom Niederrhein, Mitte der Woche im Pokal gegen Frankfurt nach Elfmeterschießen gestrauchelt, waren jetzt Herr im Haus in der Mainzer Arena. 0:1 durch Lars Stindl, 0:2 durch Nico Schulz.
Trainer Schmidt hatte in der Pause sein rotes Sweatshirt gegen ein graues gewechselt. Sinnbild für die Tristesse seines Teams in der ersten Halbzeit? Er wuselte kaum noch schreiend und gestikulierend an der Seitenlinie. Im Zehnminuten-takt wechselte er Ramalho, Cordoba und de Blasis ein (Kommentar nach dem Spiel: „Auf den Punkt von München hatten sich einige wohl zuviel eingebildet“). Vor allem mit dem quirligen Argentinier de Blasis tauten die Mainzer wieder auf. Der bereitete genial das 1:2 vor. Und kurz zuvor hatte Martin Schmidt auch das rote Oberteil mit dem Schriftzug „Mainz bleibt 1“wieder übergestreift.
Die Wende zum Positiven blieb indes aus. Besser werden soll es am kommenden Sonntag gegen den HSV im Volksparkstadion. Die Hansestädter taumeln ebenfalls wieder am Abgrund, nachdem sie mit 0:4 (0:2) von den Augsburgern demontiert worden waren. Zwei Heimspiele – Mainz und Wolfsburg –, bleiben noch, das Ruder herumzureißen. Nun soll offenbar ein Kurz-trainingslager helfen, wie ein Hsv-sprecher verlauten ließ. Darüber soll heute endgültig entschieden werden.