Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Kosten für Trassen: Stromkunden in Thüringen werden entlastet
Große Koalition einigt sich in letzter Minute darauf, die Netzentgelte anzugleichen. Sie sind im Osten besonders hoch
Erfurt. Kurz vor Ende der Wahlperiode haben sich Union und SPD im Bundestag doch noch auf eine bundesweite Angleichung der Netzentgelte geeinigt. Sie sollen ab dem 1. Januar 2019 bis Anfang des Jahres 2022 in vier Schritten angepasst werden.
Damit würden die Thüringer Verbraucher und Unternehmen jährlich um etwa sechs Millionen Euro entlastet. Dies teilte Landesumweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) mit, die auch für Energiefragen zuständig ist. „Die angekündigte Angleichung ist ein großer Erfolg für die partei- und länderübergreifende Initiative unter Führung Thüringens“, sagte sie unter Verweis auf eine Bundesratsentscheidung vor wenigen Monaten.
„Ich hätte mir eine schnellere Anpassung gewünscht. Aber das geht jetzt in die richtige Richtung“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) der Thüringer Allgemeinen. „Ich hoffe, dass die Union im Bundestag nun auch wirklich mitzieht.“
Der Regierungschef teilte mit, dass er sich eng mit dem Thüringer Spd-bundestagsabgeordnete Carsten Schneider abgestimmt habe, der als Vizechef für seine Fraktion den Kompromiss verhandelte. Insgesamt betrage die Entlastung 1,2 Milliarden Euro, sagte Schneider. Er verwies zudem darauf, dass in dem Reformgesetz die Stadtwerke nicht – wie befürchtet – schlechter gestellt würden.
Die Unternehmen bekommen dafür, dass sie dezentral Strom einspeisen, sogenannte vermiedene Netzentgelte gutgeschrieben. Der Geschäftsführer der Erfurter Stadtwerke reagierte entsprechend erleichtert. „Eine Abschaffung hätte uns pro Jahr bis zu sieben Millionen gekostet, sagte Karel Schweng der TA. „Dieser Ausfall wäre nur schwer kompensierbar gewesen.“
Die Netzentgelte, mit denen die Trasseninfrastruktur bezahlt wird, sind Teil des Strompreises. Bundesweit machen sie rund ein Viertel der Kosten aus, in Ostund Norddeutschland dagegen bis zu einem Drittel. Grund ist, dass die meisten großen Nordsüd-stromleitungen durch die Netzgebiete von Tennet und 50Hertz im Osten und Norden führen. Bezahlt werden sie von den dort beheimateten Menschen und Firmen.
Aktuell bezahlen die Verbraucher in Ost- und Norddeutschland bis zu 7 Cent je Kilowattstunde mehr als im Westen. Im bundesweiten Durchschnitt werden die Endverbraucher mit 4 Cent je Kilowattstunde stärker belastet. ▶