Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Zwischen Provokation und Hymne: Ein feste Burg ist unser Gott
In seiner ersten Sonderausstellung widmet sich das Deutsche Burgenmuseum Luthers wichtigstem Kirchenlied
Blick in die Ausstellung. Links ist eine Lutherstatue aus dem . Jahrhundert zu sehen. Bad Colberg. 88 Meter hoch ist der Turm der Schlosskirche in Wittenberg. Es ist eine Demonstration des Protestantismus’. Unter der Haube läuft ein riesiges Spruchband mit den Anfangsworten von Martin Luthers Lied „Ein’ feste Burg ist unser Gott“. Das Lied ist auch Leitgedanke für die erste Sonderausstellung des neuen Deutschen Burgenmuseums auf der Veste Heldburg. Gestern wurde sie von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) und dem bayerischen Altbischof Johannes Friedrich eröffnet.
Es sei die erste Schau, die sich überhaupt Luthers Bezug zu Burgen widmet, erklärte G. Ulrich Großmann, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins und Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Natürlich wird dabei die provozierende Gleichsetzung von Gott und Burg untersucht. Was steckt hinter dieser Metapher? Zunächst ist es ein persönliches Erlebnis: Als Nichtadliger war Luther im Laufe seines Lebens in rund 30 Burgen zu Gast. Die Wartburg spielte als Versteck und Ort der Bibelübersetzung die wichtigste Rolle. Ein wunderbares Modell der Wartburg, wie sie zu Luthers Zeit vermutlich aussah, ist in der Dauerausstellung bereits zu sehen. Jetzt zeigt ein Eisenacher Notgeldschein aus der Zeit um 1920 den Reformator in seiner Burgstube. Hinzu kommen weitere Leihgaben, sagte Kuratorin Elke Elbers im Gespräch mit dieser Zeitung.
Luthers Psalmlied, so erklärt es die Ausstellung im historischen Kirchensaal der Veste, ist zum Identifikationslied für evangelische Christen und nach Ansicht von Heinrich Heine eine „Marseillaise der Reformation“geworden. Seine musikalische Wirkung geht weit über diese Zeit hinaus. Höhepunkte in der Ausstellung sind die beiden ältesten Liedmanuskripte G. Ulrich Großmann, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins
des mit Luther eng vertrauten Komponisten Johann Walther sowie die Originalpartitur von Max Reger, die einen Bogen zwischen den Kompositionen spannen sollen. Kunstwerke, Denkmäler, Filme, Liederbücher und Andenken wie Porzellanteller und Medaillen feiern Luther und sein Lied. Hörstationen erlauben es, die wichtigsten Liedvarianten zu vergleichen.
Ob Luther selbst auf der Veste Heldburg war, vermag Kuratorin Elke Elbers nicht zu sagen. Die geografische Nähe zu verbrieften Lutherorten legt dies nahe. In Schmalkalden war er mehrmals zu Verhandlungen, auf der Veste Coburg fand er für ein halbes Jahr Zuflucht; sein Wittenberger Vertrauter Justus Jonas ist in Eisfeld begraben, auch Pfarrer Nörlin aus dem benachbarten Westhausen hatte offenbar engen Kontakt zu Luther.
„Luthers Lied wurde früh in viele Sprachen übersetzt – ein echter Welthit.“
▶
geöffnet bis . November, Dienstag bis Sonntag bis Uhr, Vorträge und Kuratorenführungen ergänzen die Ausstellung